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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 18.07.1915 (3.2012.1801)

 

Sonntag den 18. Juli 1915


10. seit 8. Juli

Meine liebe Hedwig!
Mal wieder ein einsamer Sonntag. An diesem Tage denke ich immer ganz besonders nach Hause, voller Sehnsucht und Wehmut. Geht es Dir auch so? Wie oft waren wir früher ungehalten, wenn wir Sonntags „Hausarrest hatten und jetzt. Wie gerne würde ich das jeden Sonntag auf mich nehmen. -
Ich bin immer noch in Gorny-Sielany bei Kurscany. Es ist eine hübsche Gegend hier, aber die Häuser und Gehöfte mehr als bescheiden. Und die Fliegen! Das wäre was für Dich. Ich muß dabei immer an die Zeit in der Rüttenscheiderstraße denken, weißt Du noch? Es war doch schön damals. Könnten wir doch die Zeit nochmal verleben. -
Wenn man doch erst mal wieder ein freier Mann wäre und der Krieg zu Ende. Ich bin nun einmal kein Kriegsmann. -
Jetzt sitze ich viel vor dem feinen Spiegel, den Du mir geschickt hast und bürste meinen Vollbart, der schon ganz gut zu sehen ist. All die Sachen, die Du mir geschickt hast, erinnern mich täglich an Dich und deine liebevolle Sorge für mich. Gestern war ich traurig, daß keine Post kam. Die Wagen sind nicht herangefahren. Hoffentlich erhalte ich heute was. Das ist der einzige Lichtblick, den man hat, die Post, liebe Nachrichten aus der Heimat, von Frau und Kind.
Ich bin erstaunt, daß Erika sich so entwickelt. Hoffentlich geht es nicht so weiter. Du mußt bei Zeiten ihren Marten[?] steuern. Schade daß ich nicht da sein kann. Ein kräftiges Wort ab u. zu könnte glaube ich nicht schaden. Und das Kleine? Es macht Dir viel Freude. Und es würde mir sicher auch so gehen, wenn ich da wäre. -
Schreibe bitte ab und zu an Mutter. Ich habe ihr nur wenig geschrieben. Ich schreibe überhaupt fast nur an Dich.
19. Juli. Gestern war keine Gelegenheit, den Brief zu befördern. Ich habe auch wieder keine Post erhalten. Hoffentlich heute. So geht es. Man muß sich stark in Geduld üben und warten u. hoffen. Der Gedanke an Dich und die Kinder, das Bewußtsein Deiner treuen Liebe stärkt auch dabei. Gestern war es ein Monat, daß wir Abschied genommen haben. Wann wohl das Wiedersehen folgen wird? Hoffen wir, in nicht allzu ferner Zeit. Was werde ich mich darauf freuen.
Gern würde ich Dir den für heute erhofften Empfang von Packet und Briefen – jetzt schon bestätigen. Aber dieser Brief muß jetzt fort. Grüße die Kinder und sei innigst umarmt und geküßt von Deinem
Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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