Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 09.07.1915 (3.2012.1801)

 

9. Juli 1915


2) (seit 8. Juli)

Liebe Hedwig!
Nachmittag. Die Sonne scheint. Es ist aber nicht heiß. Der Wind rauscht in den Baumkronen. Gestern abend hat es etwas geregnet. Ich sitze in unserer „Laube“ und habe eben noch mal die Briefe von Dir gelesen. Den ganzen Abend habe ich mich gefreut, endlich Post bekommen zu haben und gute Nachrichten von Dir. Ich habe gut geschlafen darauf. Seit 8 Tagen sind wir nun in dieser Waldstellung. Seitdem habe ich die Kleider kaum vom Laibe gehabt. Sehr selten ziehe ich nachts die Schuhe aus, wohl mal nachmittags Schuhe, Rock u. Hose. Ein Segen, daß man sich jeden Morgen mit Grundwasser waschen kann. Mit Wäsche ist man natürlich sparsam. Heute morgen habe ich meine letzte Cigarre geraucht. Das ist mir sehr schmerzlich. Rauchen ist das einzige Vergnügen für mich. Gestern hat ein Mann meiner Komp. Zeichner bei Ullstein, mein Bild gezeichnet, ebenso vorgestern, das erste Bild habe ich Dir durch den Brief, den ich nach Tilsit mitgab übersandt, das andere schicke ich noch. Das Geld 650 M wirst Du inzwischen erhalten haben. Mit dem Geld für Ausrüstung eines 2. Pferdes scheint es übrigens nichts zu sein. Der Zahlmeister will noch mal in den Bestimmungen nachsehen.
Erika scheint keine Nachwehen von den Masern zu haben. Es freut mich sehr, daß sie sich so gut macht. Liebe kleine Erika, mußt Mutter trösten und aufheitern jetzt, wo sie so einsam ist und immer an Vater denkt.
Gerade kommt der Feldwebel u. bringt Deinen Brief vom 3. Juli (Nr. 5) Nr 1 und 4 habe ich bislang nicht erhalten. Ich danke Dir, daß Du meine Wünsche gleich erfüllt hast. Hoffentlich kommen die Packete bald u. gut über. Es wäre sehr nett, wenn Karl u. Agnes Dich mal besuchten. Mutter scheint nach ihrem letzten Briefe schon nach Soest gefahren zu sein.
Du schreibst gar nicht, was man in Deutschland jetzt so über Krieg und Frieden denkt. Aber Du hörst auch wohl zu wenig und es weiß keiner etwas sicheres, Hoffen u. wünschen soll man jetzt wohl allgemein, daß bald Friede wird. Dossmann sage für seine freundlich Absicht meinen besten Dank. Grüße ihn ebenso Vehrings u. unsere sonstigen Bekannten.
Nun lebe wohl liebe Hedwig, grüße die Kinder laß Erika nichts durchgehen, sie soll unsere liebe, artige Erika bleiben.
Sei herzlichst gegrüßt u. geküßt
von Deinem Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top