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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 05.07.1915 (3.2012.1801)

 

6 km nördlich Kurscany(?), den 5. Juli 1915 nachmittags



Packete bitte nummerieren u. im Briefe erwähnen!

Meine liebe Hedwig!
Ein heißer Sommertag. Ich sitze in unserer „Laube“. Nebenan im Unterstand schnarcht mein Leutnant. Ich kann nicht schlafen, bin zu aufgeregt und außerdem plagen mich die Mücken zu sehr. Ich rauche von den letzten Cigarren, die Du mir nach Tongern gesandt hast und denke an meine Lieben. Immer dieselben Gedanken, immer heiße Sehnsucht nach Dir und den Kindern, immer Hoffnung auf baldige Rückkehr. Wenn sie doch bald erfüllt würde. Am gestrigen Sonntage – von dem man hier natürlich nichts merkt – waren meine Gedanken besonders bei Dir. Ich hätte Dir geschrieben. Aber morgens kam der Oberstleutnant. Nachmittags dachte ich, es würde abends ein Brief von Dir kommen. Vergebens, die Verbindung ist doch zu schlecht. Nun hoffe ich auf morgen. In der Regel giebt es nur alle 2 Tage Post. Gestern fand ich zwischen Befehlen einen Brief, den ich am 29. Juni Dir geschrieben hatte. Ich habe dem Feldwebel Bescheid gesagt. Wenn so etwas geschiet, werden meine Briefe noch länger brauchen.
Körperlich leide ich keine Not. Wenn ich Dir vorgestern von Pudding schrieb, so brauchst Du nicht zu denken, ich hätte darauf gerade besonders Appetit. Aber hie u. da irgend ein Genußmittel – Konserve etc – würde mir erwünscht sein u. vor allem regelmäßig Cigarren. Die Würste habe ich noch nicht angebrochen. Meine anderen Wünsche – insbesondere Waschschale aus Segeltuch, Beutel für Waschzeug, den Du vielleicht selbst nähen kannst, eine Mekkounterhose[?] - von denen die noch da sind, aber halt[?] – habe ich Dir bereits mitgeteilt.
Ich danke Dir schon jetzt für Deine Sorge. Bei der Post wirst Du genau erfahren, wie hoch das Gewicht sein darf und ob 10 oder 20 ₰.
Vorhin schoß unsere Artillerie einen Teil des 1800 m vor uns liegenden Dorfes Smorgie[?] in Brand. Ein schauerlich-schöner Anblick. Hell auf loderten die Flammen der zerschossenen Strohdächer. Ich hoffe, daß wir noch einige Tage hier liegen bleiben. Wir haben unsere Stellung in den letzten Nächten gut ausgebuddelt. Dann wird es wohl vorgehen. -
Unser Ersatzbataillon steht in Brandenburg a. d. Havel. Aus Brandenburg stammen auch die Leute meistens. Wenn ich so neue Leute sehe, alte und junge, wie sie hier leben, nachts im Schützengraben, tags die meisten in ihren Unterständen, dann denke doch oft, daß wir es doch viel besser haben.
Ich entbehre so sehr die neuen Nachrichten. Gestern abend bekam ich Zeitungen von Dienstag u. Mittwoch – sie werden an meine verwundeten Vorgänger weitergeschickt, Berl. Lokalanzeiger. Wie war man doch in Belgien mit Zeitung u. Post überhaupt verwöhnt. Jetzt merkt man erst, wie gut man es dort überhaupt hatte.
Hat Ite[?] schon Nachricht von Franz? Nach Osnabrück werde ich in diesen Tagen mal schreiben. Du wirst Ihnen ja berichten. Schreibe bitte noch öfters an Mutter. Wie ist es mit ihrem Besuche in Essen?
Mit dem Frieden scheint es leider mal wieder nichts zu werden. Wie lange mag der Krieg nun wohl noch dauern? Ich meine immer, lange könnte es wohl nicht mehr sein, lange könnten es die Völker nicht mehr aushalten. Man hofft so gerne. Liebling, was soll das eine Freude sein, wenn ich erst mal wieder bei Euch bin. Was machen die Kinder? Hoffentlich sind sie beide vergnügt und munter. Sie werden Dir Trost und Freude sein, wenn Du schweren Herzens an unsere Trennung denkst. Ich kann Dir nicht sagen, wie sehr ich mich nach regelmäßiger Nachricht von Dir sehne. Hoffentlich bekomme ich nun morgen den ersten Brief von Dir.
Ich umarme Dich und die Kinder. Sei herzlichst gegrüßt u. geküßt von
Deinem Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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