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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 26.06.1915 (3.2012.1801)

 

Schützengraben bei Schaulen, den 26. 6. 1915 (Sonnabend)



Meine liebe Hedwig!
Am Donnerstag morgen fuhren wir auf Wagen vom Korpstabsquartier Kratowiany[?] zum Divisionsstabsquartier, wo ich dem 35. Res. Inf. Reg. zugeteilt wurde und Dir sofort eine Karte schrieb. Diese denke ich, wird heute oder morgen in Deinen Besitz kommen, sodaß wenn Du sofort wiederschreibst, ich Mitte oder Ende nächster Woche von Dir die erste, heiß ersehnte Nachricht erhalte. Wie ich mich darauf freue und wie sehr ich die mangelhafte Briefverbindung bedaure, kannst Du Dir denken. Hoffentlich geht es Dir und den Kindern gut. Erika ist wohl jetzt so weit wiederhergestellt, daß sie draußen spielen kann. Die Kleine ist wohl nicht mehr angesteckt. Du wirst Dich inzwischen in etwa an die Veränderung die mit mir vorgegangen ist, gewöhnt haben. Liebling, wir wollen hoffen und beten, daß alles gut geht und daß ich bald zurückkommen kann. Seit Donnerstag abend liege ich nun im Schützengraben. 800 m vor uns ist der russische Schützengraben. Hin u. wieder wird von beiden Seiten geschossen, ebenso von der Artillerie.
Ich führe die 12. Komp.
Aber die Gefahr ist im Stellungskrieg doch nicht so groß. Es kommen ja eigentlich nur Zufallstreffer in Betracht. Gestern erhielt ein Mann einen Handschuß.
Fals er einen[?] […] [...]
Eben wurde ich gestört beim Briefschreiben. Exz. von Morgen der komm. General sah sich die Gräben an, d. h. ging flüchtig durch. Der Oberstleutnant von Götzen, unser Reg. Führer sollte auch als sichere[?] Kr. G. Kat[?] vor. Der Oberstl. u. der Bat. Führer, Hauptmann Bärtsch haben mir beide sehr gut gefallen. Das Reg. hat schon viel hinter sich. Am Montag werden wir hier abgelöst und kommen nach Kurschanz. Hoffentlich kommen nicht sobald große Sachen. Wenn doch nur erstmal alles vorbei wäre. Ich sehne mich nach wie vor sehr nach Frieden. - Hier ist es sehr heiß und staubig. Auf die Dauer ist es aber nichts mit dem Leben im Unterstand (meiner ist 40 m hinter dem Schützengraben u. mit einem Laufgraben verbunden) Bei nassem Wetter ist es noch schlimmer. Ich schlafe auf Stroh, Zeltbahn Mantel u. Decke. 6 […] habe ich in beiden Nächten gehabt. Im Unterstand ißt man und hält sich auch sonst auf. Es ist sehr eng, Tisch, Bank, Liegestatt, man kann kaum drin kehren. Ich bat Dich, mir im Feldpostpacket eine Waschschale aus Segeltuch zu schicken. Ferner möchte ich einen kleinen Spiegel haben, rund auch zum Hinstellen eingerichtet. Mit den Cigarren, die ich mir regelmäßig alle 8 Tage 20 – 25 Stück im Feldpostpacket zu schicken bitte, schicke ab u. zu eine Tube kondensierte Milch mit. - Denke an die Miete am 1. Juli. Ich weiß nicht, ob das Geld von mir pünktich in Deine Hände kommt. Hole Dir also auf Bedarf. ich schicke entweder Dir oder der Bank alles.
Nun lebe herzlich wohl Liebling. Ich denke stets an Dich u. die Kinder
Innige Küsse Dein Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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