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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 17.06.1915 (3.2012.1801)

 

Dissen, den 17. Juni 1915.



Mein lieber Julius.
Ich bin ganz entsetzt über Deine Nachricht. Der Gedanke,daß Du nun auch wirklich in die Front kommst, ist mir ganz furchtbar. Ob wir uns je wiedersehen werden? Wir müssen und wollen das Beste hoffen. Könntest Du doch nur einmal noch nach Haus kommen, damit ich Dir unsere beiden lieben Kinder zeigen könnte. Sobald wie möglich fahre ich nun nach Essen, denn hier habe ich jetzt gar keine Ruhe mehr. Erica ziehen wir recht warm an u. hüllen sie in ein großes Tuch. Daraufhin ist sie jetzt auch schon draußen. Ich hoffe, am Sonnabend fahren zu können, spätestens Montag. Solltest Du aber wieder Deinen Ischias spüren, dann melde Dich sofort, denke an Deine Frau und Deine beiden lieben Kinder, die Dich alle so sehr vermissen. Ich kann es noch garnicht glauben. Dieser furchtbare Krieg. Julius, Du mußt wiederkommen. Wenn ich kann werde ich über Bielefeld nach Haus fahren, jetzt muß ich mit mir allein sein. Wenn ich doch nur in Essen geblieben wäre. Ob Du nun zum Westen oder Osten kommst, es bleibt sich alles gleich, Gefahr ist überall gleich groß. Ich werde alles so tun wie Du mir schreibst. Jetzt müssen wir über alles schon sprechen d. h. schreiben. Bei einer evt. Gefangenschaft, auch damit müssen wir rechnen, müßten wir uns eine Geheimschrift ausmachen. Mit entrahmter Milch kann man schreiben, wenn man es nahe gegen Kerzenlicht hält, soll man Alles lesen können. Natürlich muß der Brief auch noch wie ein gewöhnlicher Brief beschrieben werden. Gefährlich ist es natürlich. Es gibt aber noch ein anderes Mittel, ich werde mich noch danach erkundigen. Gefangenschaft ist nicht das Schlimmste. Nun lebe wohl mein lieber Mann, hoffen wir, daß es sich noch länger hinziehen wird. Dich küßt innigst Deine Hedwig.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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