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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 08.05.1915 (3.2012.1801)

 

Tongern, den 8. Mai 1915



Meine liebe Hedwig!
Heute morgen erhielt ich Deinen Brief vom 6. Mai und die beiden Kisten Cigarren. Herzlichen Dank. Es ist für mich ein Genuß, wieder deutsche Cigarren zu rauchen. Du brauchst keine Kartenbriefe zu schreiben. Ich liebe sie auch nicht, ich habe nur zur Zeit keine Briefbogen gehabt.
Ich habe noch immer dieselbe Wohnung im ersten Stock. Unten wohnt der Hausmeister und seine Frau, oben schlafen unsere Burschen. Mein Schlafzimmer ist rechts, das von Hofacker, der Montag wiederkommt, links von unserem gemeinschaftlichen Wohnzimmer.
Seit gestern nachmittag ist Hauptmann Kayser hier. Er will heute mit mir nach Lüttich, rechte Lust habe ich nicht wegen meines Darmkatarrhs. Morgen mittag fährt er nach St. Trond zurück. Ob ich, wie er meint, mitfahre, weiß ich noch nicht. Montag kommen meine Leute von den Bahnwachen zurück, nachmittags muß ein Teil gleich die Stadtwachen beziehen. Mit dem Rest wird in den nächsten Tagen exerziert. Am 17. will General Keim sich unser Bataillon, soweit wachfrei, ansehen.
Was ist das für eine kolossale Spannung jetzt wegen der Entscheidung Italiens. Es sind noch größere […] als die Engländer. Wenn sie gegen uns eingreifen, wird der Krieg wohl länger dauern, aber an dem endgültigen Erfolge wird sich wohl nichts ändern. Besser ist es, wenn Italien neutral bleibt. Alle Hoffnung braucht man ja nach den Zeitungsberichten noch nicht aufzugeben. -
Mutter hat mir ein Paar Strümpfe geschickt. Ich kann aber gelegentlich noch 2 Paar gebrauchen. Einige sind sehr dünn geworden und gehen leicht entzwei. Auch meine Hemden reißen. Ich habe mir ein neues buntes gekauft u. werde wohl noch eins u. ein Nachthemd kaufen. Vielleicht schicke ich Dir demnächst die Sachen, die am schlimmsten sind.
Die Sache in Galizien wird sich schon noch machen. Ich habe mich sehr gesträubt, die kolossalen Zahlen für richtig zu halten. Es konnte ja keine Einkreisung vorliegen, wie früher. Nun hoffen wir das Beste.
Erika und Margarete grüße herzlich von mir, kann ich nicht ein Postkartenbild von Euch allen bekommen?
In heißer Liebe gedenke ich Deiner mehr als je
Dein Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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