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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 27.01.1915 (3.2012.1801)

 

Essen, den 27. Januar 15.



Mein lieber Julius.
Zunächst zu Deinem Geburtstage die herzlichsten Glückwünsche. Wenn Du doch bei uns sein könntest, wie nett würden wir ihn dann feiern. Dieser verfluchte Krieg! Wir Frauen müßten ans Ruder, wir würden die Sache schon wieder ins richtige Fahrwasser bringen. Feiere Du nur dort so vergnügt wie möglich. Schmöke von den Cigarren, die hoffentlich auch noch früh genug überkommen.
Wenn Du wieder welche haben willst, schreibe mir, ich schicke sie Dir gern. Wenn Du wieder bei uns bist, versuche ich wieder mit Bitten u. sonstigen Mitteln es Dir wieder abzugewöhnen. - Von der Bank bekam ich Nachricht, daß von Hamm 1188,67 M angekommen sind. Von der Lebensversicherung schicke ich Dir die Zahlkarte.
Mama gratulierte schon zur Taufe und schickte für Margarethe 100 M. Ich will sie erst mit verbrauchen, Du wirst es ja anschreiben. Else schreibt, daß sie morgen gegen Mittag kommen würde. Von Louise habe ich noch keine Nachricht, hoffentlich kommt sie über. Martha schrieb heute auch, und bittet mich mit den Kindern ganz nach Hamm überzusiedeln. Da Heinrich aber dort bleibt, will ich es lassen. Deine Adresse hatte sie verloren. Von Dir möchte ich gern wissen ob Du überhaupt mit den Gefangenen zusammenkommst? Ich bin so ängstlich für eine Ansteckungsgefahr. Man macht sich allerhand Gedanken wenn man allein ist. Ich scheue schon vor der Zeit, wenn Frl. W. fortgeht u. wir allein sind. Vielleicht kommt aber auch mein Mut und meine Selbständigkeit wieder, wenn es mir wieder so gut geht wie früher. Heute bin ich auch noch nicht herausgegangen, ich habe immer noch leichte Schwindelanfälle. Man verpflegt mich aber gut, meine Kräfte sollen wohl bald wieder kommen. Unser Kleines wird immer Freitags gewogen. Das letzte Mal hat sie 270 g zugenommen. Wir können es. Morgen bekommt sie vielleicht eine Flasche Hafergrütze dazu. Mein Liebster, feiere recht vergnügt. Meine Gedanken sind immer bei Dir. Dir viele, viele Küsse
von Deiner Hedwig.

[Kinderschrift:] Kuß Väterchen von Schwesterchen und Deinem kleinen Weini[?]
Schwesterchen ist immer so lieb.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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