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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 26.01.1915 (3.2012.1801)

 

Essen, den 26. Jan. 1915.



Mein lieber Julius.
Ganz betrübt war ich heute Morgen, daß kein Brief von Dir kam, aber heute Abend hat Dein Brief alles wieder gut gemacht. Die Sachen habe ich in Deinen Schreibtisch gelegt. Ich schicke Dir hiermit die Zahlkarte von der Lebensversicherung. Dann bekam ich von der Bank ein Schreiben, daß sie 225,50 M Zinsen von den Steels gut geschrieben hätten. Den Auszug von der Bank habe studiert, verstehe aber doch nichts davon. Später mußt Du mir aber doch das Lesen solcher Sachen beibringen. Jetzt merke ich aber, wie dumm wir Frauen in solchen Sachen bleiben. Zur Bank werde ich aber nur sehr ungern gehen. Da müßte ich doch sicher einen Ausweis von Dir mithaben. Deine haben aber einen reichlich starken Cigarrenduft. Junge, Du rauchst zu viel. Ich muß Dich notwendig wieder hier haben. -
Bei unserer Tauffeier werde ich höchst wahrscheinlich unsere Flasche Sekt spendieren. Wenn Du wieder kommst, wird eine neue gekauft. Erica stellte sich eben ans Fenster u. rief: Väterchen komme doch wieder, es ist doch jetzt Sommer, ich will Dir auch alle meine Sachen zeigen. Sie plaudert oft so nett von Dir, daß es mich oft zu Thränen rührt. Aber herausgegangen sind unser Jüngstes und ich noch nicht. Wenn es sehr schön ist, darf ich es morgen versuchen.
Margarethe liegt artig in dem Korbe u. hält mir nachts ihre Schreistunden. Ich schlafe jetzt in Deinem Bette, wegen des kleinen Lichtes ist es mir angenehmer. Das Leben ist aber jetzt teuer, die Preise sind doch sehr gestiegen. Aber was soll man machen. Wir werden uns mehr einrichten können, wenn Frl. W. fort ist. Mit ihrer neuen Stelle ist es nichts. Es sollen unangenehme Juden sein. -
Dich grüßt u. küßt herzlichst
Deine Hedwig.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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