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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 20.01.1915 (3.2012.1801)

 

Tuchel 20. I 1915



Liebe Hedwig!
Gestern mittag erhielt ich die Gummischuhe (die übrigens doch schon reichlich schlecht sind) gestern abend Deinen Brief vom 17. (abgestempelt 18.) und ein kleines Packet mit Cigarren u. Schokolade vom Vetter, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Wenn von Hamm aus Geld an die Bank überwiesen wird, macht Dir die Bank sofort brieflich Mitteilung. Ich wundere mich, daß meine Eingabe an den Rechnungsdirektor in Hamm noch keinen Erfolg gehabt hat. Ich werde bis 1. II. mal abwarten und dann noch mal hinschreiben. Seit Sonntag ist hier wieder Schnee gefallen u. seit gestern ist es ziemlich kalt geworden. Die Schlittenbahn ist leidlich. Ich bin gestern im Schlitten zum Lager gefahren, vielleicht fahren wir heute nachmittag mal heraus. Fast jeden Morgen treffen wir uns beim Frühschoppen, worauf der Hauptmann Kayser großen Wert legt. Abends um 6 ist [...]schoppen, dann wird jetzt meist geknobelt um „Choleratropfen“. „Schnaps“ ist verboten in den Wirtschaften, aber unter obiger Flagge kann er, von unserem tüchtigen Dr. Starke, dessen Frau jetzt hier im Reservelazarett tätig ist, verordnet verzapft werden. Abends gehe ich meist früh zu Bett und schlafe in Gedanken an zu Haus bald ein. Ob wir nach Polen kommen ist jetzt wieder zweifelhaft. In Danzig erfuhr der Hauptmann kürzlich, daß das Kriegsministerium uns vorbehaltlich unserer alten Bestimmung hierher geschickt habe. Einstweilen also wohl noch Gefangenenbewachungsbataillon Tuchel, wohl bis wir vom unausgebildeten Landsturm abgelöst werden. Gewisses weiß natürlich keiner. Bestimmungen können im Kriege jeden Tag geändert werden. Einstweilen ist Tuchel „Seuchenlager“. Es soll jetzt auch ein Fall Flecktyphus vorgekommen sein. Es wimmelt hier von Aerzten, 6 russische und ebensoviel deutsche, ab und zu kommt noch einer vom Ministerium. Die Kälte ist aber sehr gut gegen Cholerabazillen.
Nun lebewohl liebe Hedwig, und sei herzlichst gegrüßt u. geküßt von
Deinem Julius
Ich freue mich sehr, daß Erika sich so herausmacht!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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