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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 16.12.1914 (3.2012.1801)

 

Tuchel, den 16. Dez. 1914



Liebe Hedwig!
Heute erhielt ich Deinen Brief vom 12. (Poststempel 13.12. 6-7) Ich dachte es mir wohl, daß sie Dir das Geld im Konsum so geben würden. Ich hatte im letzten Brief vergessen, Dich zu bitten, mir auch die etwa noch dort befindlichen einfachen weißen Kragen (also nicht die mit Klappecken) und 2-3 weiße Faltenhemden zu schicken. Du kannst ja 2 Pakete machen. -
Seit vorgestern abend haben wir einen leibhaftigen General hier, der uns bislang ganz gut gefällt. Der Major, von dem ich Dir schrieb, ist wieder nach Hammerstein zurückgekehrt. Dahin ist auch heute morgen Hofacker mit seiner Kompanie transportiert. Ich bin recht froh, daß ich hiergeblieben bin, ebenso die anderen. Der jüngste mußte eben fort. Hoffentlich kommt die Kompanie bald wieder. Wegen Brüssel haben wir noch keine Antwort.
Der Major hat übrigens zuletzt noch sich ein gutes Andenken verschafft. Gestern nachmittag sollten wir zum Photographieren ins Lager kommen. Bei strömendem Regen fuhren wir hinaus. In einer der Erdhütten empfing uns der Major u. Frau. Beim brennenden Tannenbaum, bewirtete uns mit Butterbrod Rotwein und Backwerk. Dann wurde bei Blitzlicht photographiert – einige Lieder gesungen. Es war sehr nett. Nachher sang der Gesangverein der 4. Komp einige Lieder 4stimmig auf dem Marktplatz.
(- In meiner Kompanie habe ich jetzt auch einen Gesangverein eingerichtet). Hoffentlich ist das Bild gut geworden. So ähnlich stelle ich mir Weihnachten im Schützengraben vor. Gestern kam eine Postkarte als unbestellbar zurück, die ein Mann der 4. Komp. an seinen Quartierwirt in Münster geschrieben hatte. Wir haben Tränen gelacht. Also!
„Schönen Gruß aus Tuchel in Westpr. Unser Leutnant hat einen Bären geschossen, den müssen wir morgen fressen[?]. Hier liegt Schnee 1 Meter hoch. Wir können nicht herauskommen. Wir haben Sonntag Schützengraben gemacht. Und die Russen sind kurz vor uns. Und ich habe schon die Russen geschlachtet.“
Son infamer[?] Renomierschlingel.
Herzliche Grüße
Dein Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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