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Brief (Transkript)

Julius Lauth an seine Ehefrau am 13.09.1914 (3.2012.1801)

 

Wesel, den 13. Sept. 1914



Meine liebe Hedwig!
Heute morgen war ich von 10-1 beschäftigt. Nachmittags war ich bis gegen 7 Uhr bei Dr. Venselmann. Sie bedauerten sehr, daß Du nicht mal vorgekommen wärest. Inzwischen habe ich von der Bank Nachricht erhalten, daß die Vollmacht 1,50 Stempel kostet. Gestern kam beiliegende Rechnung von Schanebayr[?], die Du wohl bezahlst. Anliegender Zeitungsausschnitt wird Dich interessieren. -
Es freut mich sehr, daß es Dir gut geht u. daß unsere liebe Erika sich so prächtig entwickelt. Wie gerne würde ich sie mal wiedersehen! Nun hoffentlich kommt es in nicht allzuferner Zeit mal dazu. Auf Urlaub kann ich allerdings vorerst nicht rechnen, es sei denn, daß der Krieg eine entscheidende Wendung nimmt. Wenn wir nur bei Paris u. Lemberg gewinnen.
Hier sind jetzt über 700 deutsche Verwundete und in Friedrichsfeld 14000 kriegsgefangene Franzosen u. teils auch Engländer. Die Franzosen sind größtenteils aus der Festung Maubeuge. Am Freitag war ich mal da in Friedrichsfeld in ihrem Barackenlager, das mit einem hohen Stacheldrahtzaun umgeben ist. An den Ecken stehen 4 Maschinengewehre. Gestern wurden die französischen Offiziere, über 400 – nach Torgau transportiert, alle möglichen Waffengattungen. Ein englischer Offizier, der aus dem Lazaret entlassen war, wurde mittransportiert. Ihn begleitete die Menge mit Rufen, während sie beim Vorbeikommen der Franzosen ganz ruhig war. Es waren viel ältere dabei. Die Franzosen sehen ganz gut aus. -
Bei Vennemanns wurde ein sehr interessanter Brief vorgelesen, den ein Schwager von Frau V., Stabsarzt aus Lüttich geschrieben hatte.
Von hier sind in den letzten Tagen viele Soldaten nachgeschickt. Vor einigen Tagen war die Nottrauung eines Leutnants, der erst auch mitsollte, nachher aber noch blieb. Es ist doch eine aufregende Zeit, voll Spannung u. Erwartung. Hoffentlich kommt es nicht zu einem Winterfeldzug. Seit gestern hat es hier in Strömen geregnet. Die armen Soldaten draußen!
Mein liebe Hedwig, schone Dich nur, vor allem nimm Dich in Acht wegen Deiner Erkältung. Laß sie nicht chronisch werden. Was wäre es doch schön, wenn wir bald wieder in Essen zusammen sein könnten. Aber das wird doch noch länger dauern.
Hoffen wir.
Herzliche Grüße u. Küsse
an Erika u. Dich
Dein Julius.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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