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Brief (Transkript)

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 06.08.1914 (3.2012.1801)

 

Osnabrück, den 6. August 14.



Lieber Julius.
Soeben erhalte ich erst Deine Karte. Ist Dir der Arzt, bei dem Du Unterkunft gefunden hast, vorher empfohlen worden? Es freut mich immer so sehr, daß Du wenigstens gut und sicher dort aufgehoben bist. Sonst befinde ich mich doch in einer furchtbaren Aufregung, es sind mir zu viel Feinde. Dagegen kann doch Deutschland nichts machen. Doch schade, daß ich Dich nicht hier habe, daß Du mich mit Deiner Zuversicht und Deinem Vertrauen auf das Heer beruhigen kannst. Ich habe immer so viele Fragen für Dich, über Militärsachen wissen sie doch hier nur wenig. Heute bekommen wir 10 Mann und ein Offizier für 3 Tage ins Haus. Sie sollen aber alle gut beherbergt und verpflegt werden. Oscar fährt erst heute Abend ab, er hat erst eben Nachricht von Köln bekommen. Er hofft, daß er mit Willy in eine Kompanie kommt. Else schreibt auch ganz ängstlich aus Cöln, sie will sich erst mit einem Mädchen begnügen, das sie hier schon gemietet hatte. Von Karl hören wir garnichts mehr. Wer weiß, ob er noch lebt. Sein letzter Brief, den er noch vor der Mobilisierung schrieb, lautete aber ganz begeistert. Paul ist in Colsfeld, er schrieb uns heute zu unser aller großen Beruhigung, daß er Leute dort oder in Munster erst auszubilden hätte. Hast Du nun schon Nachricht wo Mutter ist? Schreib mir aber nochmals wie ich das noch wegen der Sparkasse ihr schreiben sollte. Bei der Aufregung habe ich alles vergessen. Papa ist ganz erstaunt, daß wir noch nichts von Stassfurt bekommen hätten, er meinte ich sollte nach dort schreiben, daß sie es zur Mitteldeutschen Creditanstalt jetzt schicken solltest, da Du während der Kriegszeit in Wesel seiest. Was meinst Du nun dazu?
Nun mein lieber Julius lebe herzlichst wohl und schreibe bald. Es grüßt u. küßt Dich
innigst Deine Hedwig.

Wir kamen hier den Tag um 8 Uhr an. Erica hat sich vorzüglich benommen. Jetzt ist sie hier wieder furchtbar ängstlich und schüchtern. Unter Weinen ist sie mit den Mädchen heraus gegangen.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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