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Brief (Transkript)

Erich Nipkow an einen Freund am 12.07.1915 (3.2012.846)

 

Brandenburg a/H. d. 12.7.1915.



Lieber Emil!
Soeben erhalte ich Deinen Brief vom 11. [...] und sage meinen herzlichen Dank dafür. Deine Mutter schrieb mir gestern einen Brief und teilte mir mit, daß Du im Lazarett liegst und man wüßte nicht was los war. Wenigstens ist man beruhigt das nicht etwas anderes aufgetreten ist denn beim Militär kann man sich manches holen. Deinen letzten Brief habe ich am 8. [...] erhalten und darauf habe ich einen 5 Seiten langen Brief geschrieben oder war es schon vorher? Mir geht es nicht vom Besten. Ich habe leider einen schweren Husten und dann sind die Beine sehr schwach, so das ich häufig einknicke. So z. B. bekam ich heut Vormittag einen Krampf im rechten Bein und fiel gerade als wir einzeln Marschübungen übten um und wurde beiseite gelegt wo ich nun jetzt abends nach Schmerzen habe. Sonst ist ja der Dienst nicht so erheblich. Heut mußten wir um ¾ 6 antreten und dann war Abmarsch nach dem weiter entfernten Exerzierplatz um 11 Uhr waren wir wieder in der Kaserne und ich habe bis ¾ 2 Uhr frei. Von 2 – ½ 4 war Gewehrreinigen wo wir uns auch nicht überanstrengt haben und dann 4 15 Gewehrrevision was eine halbe Stunde dauerte und dann sollten wir von 6-7 Turnen haben was aber aus viel und sowar dann um ¾ 7 Parole und Schluß. Also es war kein schwerer Tag.
Morgen haben wir auch wieder viel freie Zeit und so vergeht ein Tag nach dem anderen. Hast Du Dich denn überanstrengt? oder bist Du so ohne weiteres ins Lazarett gekommen. Auf jedenfall kannst Du da ja froh sein, das Du ein bischen Ruhe hast und dann ist es auch schön, das dort feines Essen gibt, nach Deinem Briefe zu urteilen. Gestern Sonntag war ich mit meinem Kameraden, welcher nebenan wohnt ein bischen in die Stadt und abends im Café. Viel los ist ja hier nicht. Abends bin ich immer zu Hause, schreibe oder lese und sitze auch häufig abends zwischen 9-10 vor der Tür, wo auch viele junge Mädchen aus dem Hause sind. Hier im Hause fühle ich mich ganz wohl und Du müßtest blos mal sehen wie schön ich wohne. Vielleicht kommt bald die Zeit wo wir uns mal sehen, denn lange dauert es nicht dann dampfe ich auch ins Lazarett ab und dann hoffe ich …. vielleicht geht es Dir auch so oder der Krieg müßte bald beendet sein. Lieber Emil wir wollen beide hoffen, das alles gut wird und wenn wir uns dann sehen, so haben wir vieles zu erzählen. Nun werde ich schließen und verbleibe mit herzl. Gruß
Erich.

 

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