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Brief (Transkript)

Adolf Treber an seine Familie am 10.05.1918 (3.2011.3956)

 

10.5.18.



Meine Lieben,
endlich komme ich doch mal dazu Euch wieder einen richtigen Brief zu schreiben. Heut weiß ich ein ein bissel was zu erzählen.
Seit 8. sind wir wieder zurück in Bereitschaft, in einer Art. Schutzstellung. Am letzten Tag, wo wir vorn waren, hatten wir noch großes Glück. Wir fingen eine ganze französische Patr. von 6 Mann, sodaß keiner zurückkam u. etwas melden konnte. „Wir“ ist eigentlich zu viel gesagt, denn ich selbst wußte von der ganzen Sache garnichts, bis mein Zugführer abends die Gefangenen brachte. Die Brüder waren bei hellem Tag durch unsere Vorposten gegangen, von denen sie keine Ahnung hatten, sie wollten mal feststellen, wo wir eigentlich sitzen. Sie wurden auch ruhig durchgelassen, aber als sie zurückkamen, fanden sie den Weg versperrt u. mußten sich ergeben. Einer wollte davonlaufen u. mußte niedergeschossen werden, damit er drüben nichts verraten könne. Es waren Kürassire, die schon seit 16 keine Pferde mehr haben u. als Inf. eingesetzt sind. Lauter stramme Burschen, besonders der Führer, ein Sergt., gefiel mir.
Die ganze Division ist neidisch auf uns, daß wir so mühelos zu dem Erfolg gekommen sind, das Regt. gratulierte gleich telephonisch u. die Division ist entzückt, ein besonderer Regiments- u. Divisionstagesbefehl singt das Lob der 12. Komp. Man muß sich wundern, was aus so einer Geschichte gemacht wird. Die Befehle schicke ich Euch nächstens, ich muß sie noch abschreiben lassen.
Heut Abend hab ich den Abschluß der in der Komp. gezeichneten Kriegsanleihe gemacht, es sind ohne Offz. Zeichnungen über 14 000 M. Das ist aber nicht mein Verdienst, mein jüngster Lt. hat sich viel Mühe gegeben. Ich hab die beiden letzten Male auch gezeichnet.
Ich möchte nur wissen, wer der Lt. sein soll, den Vater im Zug getroffen hat, von uns ist eben überhaupt niemand im Gaskurs. Entweder war\'s ein Spion oder einer vom Ers. Batl.
Jetzt muß ich aber Schluß machen, es ist schon 12h u. um 6h muß ich aufstehen. Hoffentlich lassen mich die Läuse schlafen! - Das Paketchen ist noch nicht angekommen.
Herzliche Grüße Euer Adolf.

 

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