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Brief (Transkript)

Großmutter an Adolf Treber am 18.04.1918 (3.2011.3956)

 

Pirmasens, den 18.4.18.



Lieber Adolf,
heut sind es 20 Jahre seit Dein Adolfonkel gestorben. Lebte er noch, wie würde auch er sich um Dein Leben bangen, aber auch stolz auf sein einstiges Dollchen sein.
Dein Brief vom 10. besagt, was meine Vermutung war. Deine Erwartungen mit zu stürmen haben sich nicht erfüllt als Prellbock mußtet u. müßt Ihr herhalten. Man soll jedoch nicht murren, sondern das Schicksal nehmen wie es kommt das ist ja auch Deine Ansicht. Du hast schwer mitgemacht, das das sich eigentlich mehr zwischen den Zeilen herauslesen läßt.
Das Wetter will sich dieses Frühjahr aber auch gar nicht machen, Nebel, Sprühregen, auch mal ein annehmbarer Tag, aber kühl fast immer. Für das Wachstum in Feld u. Garten ist es jedenfalls besser, aber helles Wetter und Sonnenschein brächte frische Kräfte unsern Truppen u. würde Euch die Strapazen verringern. Sind denn wo Du bist noch Orte, wohl kaum, denn Adolf Stefziger schrieb, daß St. Quentin eine Stadt von 80 000 Einwohnern kein ganzes Haus mehr sein eigen nennen kann. Welch ein fürchterliches Tun.
L. Ad. Du schreibst garnichts von Euren Verlusten, Du wirst uns keine Angst machen wollen. Schreibe nur oft wie es Dir geht, jetzt bist Du auch noch ohne Bentz, wir haben ihm so ans Herz gelegt Dir allezeit zur Seite zu sein für jeden Fall. Hoffentlich kann er recht bald wieder seinen Posten bekleiden. Was war nur an dem Tag, an dem Du durch den Graben davon [...], das Artfeuer so stark?
Ich möchte Dir nun auch noch mitteilen welche Stelle Adolf St. versieht. Er ist in einem Städtchen südwestlich von St. Qu. auf der Fernsprech-Vermittlung des AKonvch[?] 15. Du wirst wissen was dieses Wort ausdrückt. Am 10., von welchem Tag sein Brief ist, bediente er allein den Klappenschrank von 1 – 7 während des Hochbetriebs, eine Tätigkeit, die große Gewandtheit erfordere, der er sich nicht gewachsen fühlt, so glaubt er wenigstens. Er muß Verbindungen nach dem Groß. H. Qu. Heeresgruppe deutscher Kronprinz herstellen. Dieser bist Du ja auch unterstellt, in engeren Sinn General Hutier. So meinen wir wenigstens. Wir sprechen eben fast jeden Tag mit Herrn Seim[?] über die Briefe die Du u. Hermann schreiben. - Die letzte Nachricht die wir von Erwin haben ist vom 12. er war noch nicht beteiligt aber in Bereitschaft. Die flandrischen Kämpfe haben sie vielleicht nun beansprucht. Allmählich kommt die ganze engl. Front ins Wakeln. Was werden die Herren überm Kanal für Augen machen. Ich finde keine Worte um mein Staunen und meine Bewunderung zu bekennen für die deutschen Leistungen in diesen Kämpfen, die so auf Widerstand stoßen. So etwas war gewiß noch nie! Heute brachte der Tagesbericht, daß die Engländer im Ypernbogen gezwungen sind Gelände zu räumen. So muß es kommen, daß kampflos Land in unsere Hand kommt. Euer Vater ist heute Mittag 340 h nach Berlin abgedampft in Sachen der hiesigen Schuh-Vertriebs-Gesellschaft. Bei der jetzigen Bahnverbindung wird es morgen Abend bis er ankommt dorten, muß somit einige Tage bleiben. Na, zu Hause ist ja geschäftlich nichts los, trotzdem fehlt es uns nicht an Arbeit. Da sorgt der Garten u. die Hühner u. werdenden Hühner dafür.
Bei der Arbeit ist einem am wohlsten man fühlt sich dann auch zu etwas nutz. Von Ruchheim erhalten wir immer gute Nachricht.
Sonst weiß ich heute nichts auch nicht von Fritzonkel.
Laß Dirs nicht zu schwer werden!
Wir grüßen Dich herzlichst u. begleiten Dich in Gedanken allezeit.
Deine Großmutter Lina

 

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