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Brief (Transkript)

Adolf Treber an seine Familie am 16.03.1918 (3.2011.3956)

 

16.3.18.



Meine Lieben,
gerade als mein letzter Brief abgegangen war, kam Linas großer Brief u. inzwischen auch Vaters Karte aus Mannheim. Na, u. Recht hab ich auch behalten, Pirmasens stand im offiziellen Tagesbericht u. sogar ein Rachezug nach Paris wurde Euretwegen unternommen. Mehr kann man doch nicht verlangen?
Mit der Offensive ist\'s anscheinend aber immer noch nicht soweit, obwohl eben das herrlichste Wetter dazu wäre. Umso gründlicher werden die Vorbereitungen sein u. ich glaube sicher an den Erfolg. Man kann nur den Wahnsinn der anderen drüben nicht begreifen, die müßten doch einsehen, daß jetzt nichts mehr zu wollen ist, nachdem der gewaltigste Gegner ausgeschieden ist u. wir den Rücken frei haben. Es ist schade um die Tausende von Menschenleben, die dieses Frühjahr deshalb noch kosten wird – aber da ist eben nichts zu wollen. Man hört übrigens gar nichts von unseren Absichten, eigentlich nicht das Geringste sickert durch, u. das ist auch ein gutes Zeichen. Je unauffälliger u. geheimer die Sache vor sich geht, umso besser.
Ich hab eben wenig zu tun, liege mit meiner Komp. mitten im Wald u. warte, bis es grün wird. Ob wir das hier noch erleben, ist allerdings eine Frage. Hoffentlich stehen wir bis dahin so einige 50 oder 100 km tiefer in Frankreich drin. Aber die Veilchen blühen schon u. Erdbeeren hab ich auch schon in Blüte gefunden. Was macht denn Euer Garten daheim u. wie sieht\'s mit den Obstbäumen aus? Eigentlich kann\'s einem ja bei dem Frühlingswetter etwas Angst werden, schließlich kommt nocheinmal ein starker Frost nach u. macht hin, was sich zu früh herausgewagt hat.
Mein Zähne sind jetzt bald fertig, früh kam ein Nerv heraus, die Haupttortur ist wenigstens überstanden.
Nun genug für heute!
Ich grüße Euch alle recht herzlich
Euer Adolf.

 

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