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Brief (Transkript)

Adolf Treber an seine Familie am 02.04.1917 (3.2011.3956)

 

2.4.17.



Meine Lieben,
vor 2 oder 3 Tagen hab ich den kleinen Wäschesack mit allerlei überflüssigen Sachen heimgeschickt. Man hat immer so einen Haufen Zeug dabei, daß man bei einem Umzug garnicht weiß, wo man's unterbringen soll. Ich hab ja eigentlich jetzt noch zuviel, aber bei den kurzen Strecken geht's ja. Wenn wir aber einmal in eine Art Bewegungskrieg kämen – was ich übrigens kaum glaube – so müßte ich selbst die guten Uniformen u. die bessere Wäsche auch heimschicken.
Eben bin ich in einem M. G.-Kurs, der aber nur 6 Tage dauert. Da muß man sich schon ziemlich anstrengen, dann es ist eine Menge dabei zu lernen. Und dabei will der Rgts.-Kdr. am 6. Tage noch Besichtigung abhalten. Ich hab allerdings auch Spaß dran u. etwas so Interessantes wie das deutsche Maschinengewehr hab ich kaum noch gesehen. So fein u. genau u. vielfältig, u. doch wieder so einfach u. zweckmäßig wie es erdacht und gearbeitet ist, davon macht man sich keinen Begriff, wenn man nicht einmal hineingeschaut hat. Morgen fangen wir jedenfalls schon mit dem Schießen an, die Ausbildung kann halt in 6 Tagen doch nur ziemlich oberflächlich sein.
Meine Untersuchung durch unseren Oberarzt ist sehr gut ausgefallen. Die Die Fragen auf dem Fragebogen der Versicherung sind ja so genau u. eingehend, daß man wirklich vollständig auf alle Organe untersucht werden muß. Ich hatte immer gedacht, wenn ich mal eingehend untersucht würde, würde mich der Arzt zum Mindesten in ein Erholungsheim oder ein Lazarett schicken, ich glaubte wenigstens einen Herzfehler zu haben. Aber gerade da sagte er: Herrgott, Ihr Herz möcht ich haben, u. bei der Lunge sagte er: tadellos! - Wie lange sind Sie jetzt im Feld? fragte er am Schluß u. als ich ihm antwortete, schon über 2 Jahre, meinte er: Sie sind halt auch einer von den dürren, Zuhen[?], denen man's am außen nicht ansieht! - Na da hab ich halt die Hoffnung auf's Lazarett begraben, ohne Verwundung scheine ich keine Aussicht zu haben hineinzukommen.
Erwin hat mir jetzt auch geschrieben, er war gerade zurück, auch wegen der Untersuchung.
Gestern war ich in Lille u. wollte ins Theater, es war aber keins. Sonst komme ich eben selten weg, man hat doch jetzt selten freie Zeit, besonders mit dem dummen Offz.-Besprechungen u. derartigen Dingen.
Es geht mir sonst aber gut u. ich wäre ganz zufrieden, wenn nur das Wetter besser wäre.
Mit herzl. Grüßen Euer Adolf.

 

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