Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Adolf Treber an seine Familie am 25.12.1915 (3.2011.3956)

 

25.12.15.



Mein Lieben, es ist heut so ein stiller, gemütlicher Tag – daß mir\'s schwerfällt, diese Gemütlichkeit durch Schreibereien zu unterbrechen. Wie ich sehe, hat Fritzonkel[?] ja auch schon einen großen Brief geschrieben u. schreibt immer noch, da werde ich Euch nicht viel Neues mehr erzählen können. Gestern Abend waren wir also trotz allen anfänglichen Schwierigkeiten doch beisammen u. es war auch etwas weihnachtliche Stimmung da. Besonders das Christbäumchen mit dem wunderbaren Weihnachtstannenduft trug dazu bei. Gesungen wurde zwar nicht u. ein Klavier war auch nicht da, aber es war auch so recht gemütlich. Nur die Alte u. das Mädel saßen auch dabei u. freuten sich, aßen mit uns Lebkuchen, Nüsse u. Äpfel u. tranken Wein. Es war so schön, wie man sich\'s im Felde nur wünschen kann. Vielleicht hätte Fritz auch eine Weile da sein sollen. Er wollte heut herüber kommen, Arno Zege[?] war extra mit dem Kad hergefahren, es scheint ihm aber etwas dazwischen gekommen zu sein.
Die Weihnachtsfeiern im Kasino u. in den Kompanien sind erst, wenn das Batl. wieder hereinkommt. So überwältigend wird jedenfalls keine werden.
An der Front draußen ist\'s heut scheint\'s wieder ruhiger, in den letzten Tagen ging\'s oft sehr lebhaft zu. Am 21. waren wir alarmiert u. am 22., als ich mit draußen war, war rechts von uns wieder ein schwerer Gasangriff. Bei uns selbst rührte sich nichts, nur unsere Artillerie schoß stark, ein parmal auch zu kurz. Beinahe hätte mich so eine 12er Granate erwischt, die gerade über mir in die Luftwehr[?] schlug u. mich auf den Grabenboden warf. Ich bekam aber nur ein paar Erdballen ins Kreuz. Am nächsten Morgen meldetet ich mich krank, aber nicht deswegen. Ich kann auch ganz beruhigt sein, es wird mir keiner meiner Kameraden zutrauen, daß ich mich irgendwie aus Angst gedrückt hätte. - Über Neujahr werde ich jetzt draußen sein, das macht mir weniger, es ist doch ein anderes lauteres Fest als Weihnachten. Und daß es laut genug zugeht, dafür werden wir schon sorgen.
Für die großen, so schön verpackten u. so inhaltsreichen Pakete u. auch für die kleinen, besonders auch für das Christbäumchen u. den Schmuck danke ich Euch herzlich. Aber wie gesagt, hoffen wir, daß Ihr im nächsten Jahr keine Weihnachtspakete mehr zu machen braucht!
Mit herzlichen Grüßen
Euer Adolf.

 

top