Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Feldwebel d. L. Joseph Linck an die Eltern von Rudolf Emmerich am 24.08.1916 (3.2011.3532)

 

Galizien, 24.8.16.


Mir liegt die traurige Pflicht ob, Ihnen über den Heldentod Ihres Sohnes, unsers liebwerten, jungen Leutnants Rudi Emmerich Meldung zu machen. Seit dem 11. August nahm das Regiment an den Kämpfen in Ostgalizien am obern Sereth teil. Am 21.8. machten die Russen bei dem Dorfe Zwyzyn Massenangriffe, bei welchem zunächst das 3. und später das 1. Bataillon zur Unterstützung der Östreicher eingesetzt wurde. Bei Tagesanbruch des 22.8. wurde von unserer Seite ein Gegenstoß unternommen. Leider traf Herrn Leutnant Emmerich beim Verlassen des Grabens ein Maschinengewehr-Geschoß, welches unterhalb des linken Ohres eindrang und durch die Schädeldecke den Kopf wieder verließ. Lautlos brach der junge Offizier zusammen, wurde jedoch von seinen Leuten und dem Sanitätspersonal aufgefangen und sorgsam hingebettet. Die Untersuchung ergab jedoch, daß der Tod auf der Stelle und ganz schmerzlos eingetreten sein musste. Der Herr Leutnant konnte infolgedessen auch keinen letzten Wunsch mehr äußern. Da es inzwischen ganz hell geworden war, war es nicht möglich, die Leiche über freies Gelände weg zurück zu bringen, sondern es mußte hiermit bis zum Abend gewartet werden. Leute des III. Zuges brachten Ihren toten Führer nach dem in der Nähe des Jägerhauses südlich des Dorfes Zwyzyn neuangelegten Ehrenfriedhof. Die Tischler der Kompanie fertigten Sarg und Kreuz, worauf die feierliche Beerdigung durch einen östreichischen Feldkuraten unter Teilnahme der Offiziere des Bat. am 23.8. 10 Uhr Vorm. stattfand. Das Kreuz besteht aus massiven Birkenstämmen, in die ein starkes Holzbrett mit tief eingeschnittener Inschrift eingelassen ist. Der stellvertretende Reg. Kommandeur sowie die Offiziere des 1. Bat. legten auf dem Grabe Kränze nieder. Für weitere Schmückung wird die Komp. Sorge tragen. Das Grab liegt etwa in der Mitte der zweiten Reihe № 22. Leider starben am selben Tage noch 7 Kameraden der Komp. zusammen mit Herrn Leutnant den Heldentod fürs Vaterland und wurden in seiner Nähe beerdigt. Herr Ltnt. Halbach wurde durch 2 Schüsse verwundet, sodaß von d. Offz. nur noch Ltnt. Schäfer da ist. Herr Ltnt. E. hat sich durch sein vorbildliches mutiges u. tapferes Verhalten, durch die gerechte Behandlung seiner Untergebenen u. durch sein liebenswürdiges Benehmen die Wertschätzung u. größte Beliebtheit in der ganzen Kompagnie erworben. Wir alle werden ihm ein stetes treues Gedenken bewahren.
Gestatten Sie u. s. w.
Joseph Linck Feldwebel d. L.

 

top