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Brief (Transkript)

Rudolf Emmerich an seine Eltern am 31.03.1916 (3.2011.3532)

 

Poelkapelle 31.III.


Also hier sitzen wir u. warten auf Befehle zum Arbeitsdienst. - Die Fahrt gestern war recht schön bei schönem Sonnenschein durch das erwachende Flandern. Überall grünende Hecken, blühende Bäume; ein Schäfer steht auf seinem Krückstock gestützt mitten in seiner weidenden Herde; dort pflügt ein Trainkutscher ein Feld. Alles so friedlich, so heimatlich. Aber von vorne hört man das Grollen und Krachen der Artillerie. - Hier wird man natürlich überall ziemlich schief angesehen, weil man ja aus der „Etappe“ kommt, aber an diese Blicke hat man sich schon gewöhnt. Hoffentlich wird hier die Kameradschaft im Bat. etwas besser, wenn man das Schießen hört. Das macht sehr viel aus. In Gent kann man wohl kaum neue Kameraden gewinnen. In der Beziehung ist der Kanonendonner zu etwas nütze. - Hier kann man sich auch wieder dem edlen Skatspiel ergeben, wenn kein Arbeitsdienst ist. - Wir sollen wahrscheinlich bei der Artillerie mit bauen helfen. Das ist ganz gut. Dann kann man sich etwas freier bewegen, u. da wird sicher auch meist bei Tage gearbeitet. Auch ist der Weg nicht so ewig weit als bis zur vorderen Stellung. Also das Kommando verspricht ganz schön zu werden. Wie lange es aber dauert ist noch nicht bestimmt.
Herzl. Gr. Rudi.

 

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