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Brief (Transkript)

Rudolf Emmerich an seine Eltern am 24.02.1916 (3.2011.3532)

 

24.2


…. Unsere Ruhe hat diesmal nicht lange gedauert. Allerdings hat uns nichtsdestoweniger unser lieber Divisiöner schon noch mal besichtigt, ehe wir in den Graben kamen. Aber die Besichtigung ist ausnahmsweise ganz gut ausgefallen. - Wir sitzen jetzt etwas weiter links von unserer alten Stellung direkt an der Straße Zonnebeke – Ypern. Hier ists noch friedlicher. Wir liegen in Reserve in alten Gehöften, die noch ganz gut erhalten sind, während bei uns weiter rechts alle Gehöfte hinter der Front zerschossen sind. Eben fallen, trotzdem es schon 1 Uhr Mittags ist, die ersten englischen Schüsse. Sie sind scheints schon ziemlich kleinlaut geworden, vielleicht wegen unsers großen Sieges bei Verdun, von dem wir allerdings noch nichts genaueres wissen als : 10 klm Breite 3 klm Tiefe, 3000 Gefangene, unübersehbares Kriegsmaterial. Aber das ist ja auch schon ne ganze Masse. Heute Nachmittag wird uns wohl unsre liebe „Köllsche“ bald Aufklärung bringen. - Vor ein paar Tagen bekamen wir Ersatz. Dabei war auch ein gewisser Greiner aus Dietzhausen, der auf unsrer Schule das Einjährige gemacht hat u. dann an der Thüringer Landesbank in Suhl war. Er ist nun in meinem Zug. Er war mit Tito Ewald zusammen in einer Klasse. - Gestern hat es ziemlich viel geschneit, und die 2 vorhergehenden Nächte war Frost. Nun ist endlich der „Dreck“ draußen ein bischen gefroren u. man kann mit Pantoffeln in der ganzen Gegend rum laufen. Es ist sogar so viel Schnee gefallen, daß man an machen Stellen Schneebälle machen kann. Das erinnert an Rußland. Ach, da war doch wenigstens Krieg, aber hier …. Nee …. Stellungskrieg ist eben nichts für die Deutschen. Ich wollte, ich wäre da unten bei Verdun dabei gewesen; wer weiß, was da alles passiert. Die feindlichen Zeitungen schreiben immer, die deutschen Soldaten wären kriegsmüde. Das stimmt, aber eben nur den Stellungskrieg haben wir satt, u. zwar ich persönlich bis obenhin. Na hoffentlich brauchen wir nicht allzu lange mehr auf das frisch-fröhliche Jagen zu warten.
Heil! Rudi.

 

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