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Brief (Transkript)

Rudolf Emmerich an seine Eltern am 04.09.1915 (3.2011.3532)

 

Westrosebeecke Sonnabend 4.9.15.


Eben sind wir aus dem Graben gekommen. ½ Stunde Marsch, dann gings in die Bahn, normalspurig, Wagen wie bei dem Burger Himmelbähnle. Über uns sausten noch feindliche „Schwere“ rum und suchten eine Batterie von uns. Ein Pfiff .. Abfahren! .. mitten auf der Schaussee gings los. Bis nach hier. Hier liegen wir 7 Tage, die durch Exerzieren, Appells u.s.w. rumgemacht werden. Dann gehts 7 Tage in den 2. Graben, der vielleicht 300 m hinter dem ersten liegt. Wir lagen direct vor dem Dorf Wieltje, hinter uns liegt St. Julien. Natürlich alles nur noch Trümmelhaufen. Auf der Bahnfahrt habe ich nun unsere ganzen alten Stellungen bei Poelkapelle gesehen u. habe manche Gebüsche u. Gehöfte wieder erkannt. Nun weiß ich auch endlich, wo der französische Graben gewesen ist, gegen den wir immer losgestürmt sind im October.
Oben auf einer Anhöhe hinter einer Hecke, wo ich ihn auch schon immer vermutet hatte. Das kommt einem so eigentümlich vor, wenn man eine u. dieselbe Gegend unter so ganz anderen Verhältnissen wiedersieht. Überall wo man hinsieht Gräber; ganze Friedhöfe oder einzelne Gräber mitten auf dem Feld. Auf der Heimfahrt trafen wir auch Schippsoldaten, die mit einer kleinen Förderbahn Sachen bis in den Graben bringen können, ohne daß die Engländer etwas davon sehen, da wir auf der Höhe und sie unten in einer Mulde liegen. Also eine tadellose Stellung. Wie verhältnismäßig ungefährlich die Stellung war, könnt Ihr daraus sehen, daß wir in den 7 Tagen nur 3 Verwundete in der Kompagnie gehabt haben. - Das ist ja großartig mit Eschpe. Ich werde ihm gratulieren. Rudi.

 

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