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Brief (Transkript)

Rudolf Emmerich an seine Eltern am 01.08.1915 (3.2011.3532)

 

Gent 1. VIII.15.


Es stößt einen schon die allgemeine häßliche Ponymähne ab, die Mädchen hier anzusehen, und zweitens ist der Haß viel zu groß. Ich glaube, wenn man hier ein Frauenzimmer anspräche, sie würde einfach Ohrfeigen austeilen oder wenigstens mit einem wütenden Blick antworten. Natürlich sind einzelne anders, aber denen merkt man eben durch ihr Benehmen gleich an, was los ist. - Wir wohnen jetzt schon wieder wo anders. 14 Tage hatten wir privat wohnen dürfen. Ich wohnte mit 2 Bekannten aus dem Goldenen Pflug bei einer Putzmacherin, wo wir immer sehr schön in einem großen Himmelbett geschlafen haben. Jetzt sind wir in die neue Universität gekommen. Es scheint aber mehr eine technische Hochschule zu sein. Hier wohnen wir wieder zu dritt in einer Bude. Es gefällt uns bis jetzt ganz gut. Bloß die Verpflegung in der Stadt ist uns jetzt auch wieder genommen worden, und wir bekommen Mannschaftskost, was nicht gerade das angenehmste ist. - Ach, ich habe ja ganz vergessen, mich für die Fuhre (es mochte wohl ein Zentner sein) Zigaretten zu bedanken. Das reißt ja nämlich am meisten ins Geld.

 

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