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Brief (Transkript)

Rudolf Emmerich an seine Tante am 07.02.1915 (3.2011.3532)

 

Rawa 7.II.


Aber liebe Tante, das war eine schöne Sonntagsüberraschung mit deinen drei Packeten. Wie kannst Du mich in diesem dreckigen Polen nur mit den herrlichen Plätzchen und der Schokolade so verwöhnen. Die Einlegesohlen u. namentlich die Lichter sind auch an den richtigen Platz gekommen. Vielen vielen Dank dafür. - Vorgestern kam Mutters Brief mit der traurigen Nachricht von Tante Bertas Tod, und heute kamen 2 Briefe von Suhl mit der Nachricht, daß Ernst nach Serbien. Das wird wohl auch kein Vergnügen sein. - Vorgestern versuchten die dummen Russen tatsächlich an unsern Graben ranzukommen. Das ist ihnen aber verdammt schlecht bekommen. Unsere Maschinengewehre und Schrapnells haben tüchtig ihre Reihen gelichtet. Das war in der Nacht, und bei Tage kamen dann noch Überläufer. Es waren ganz junge Truppen, die uns nun gleich richtig kennen gelernt haben. Links von uns haben sie gestern bei hellichtem Tage angegriffen. Über 1000 Tote und 800 Gefangene waren der Erfolg. - Gestern gab es für jeden Mann 1 Liter Bier, was wir zu Kaisers Geburtstag bekommen sollten; und eben sind noch Weihnachtsliebesgaben verteilt worden.
Herzliche Grüße. Rudi.

 

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