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Brief (Transkript)

Walter Emmerich an seine Schwester am 10.07.1916 (3.2011.3531)

 

Im Schützengraben, d. 10.7.16.



Meine liebe kleine Maus!
Nun wird es aber Zeit, dass ich Dir endlich auf Deinen lieben Brief antworte. Habe herzlichen Dank dafür. Damit Du nun nicht böse wirst, oder falls Du es schon sein solltest, wieder gut wirst, lege ich eine Aufnahme von mir aus Beverloo bei. Die beiden anderen sind zwei Freunde mit denen ich viel zusammen war. Du brauchst sie ja ausser Trudel niemandem zu zeigen. Dass sie in Meiningen so wenig nett zu Dir sind, tut mir herzlich leid, ich freue mich aber, dass Du diese kleine Unannehmlichkeit für Dich tragen willst und zu Hause niemand etwas wissen soll. Trage es die Jahre noch, die Du noch hast, und denke manchmal an uns, die wir nun schon 2 Jahre jede Liebe entbehren müssen, dann wird es Dir auch leichter fallen. Du hast ja wie Du selbst schreibst die gute Trudel immer noch als Stütze und treue Freundin. Meine Briefe verbrenne nur immer alle, es ist nicht nötig, dass die einmal der Nachwelt überliefert werden, oder dass sie mal in unrechte Hände kommen. Feuer ist das beste Mittel gegen suchende Augen.
Mit Urlaub wird nun leider nichts mehr, der ist wieder eingestellt. Wir kämpfen eben jetzt den Entscheidungskampf, da wird jeder Mann gebraucht. Vielleicht bringt uns dann doch dieses Jahr noch den Frieden. Was sagst Du denn dazu, dass Curtel jetzt nach Beverloo gekommen ist, konnten wir nicht zusammen dort sein? Nun ich gönne ihm die Erholung von Herzen, hoffentlich amüsiert er sich auch so gut wie ich.
Grüsse mir die Trudel herzlich und nimm selbst innigen Kuss von
Deinem tr. Walther.

 

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