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Brief (Transkript)

Walter Emmerich an seine Schwester am 25.06.1915 (3.2011.3531)

 

Beverloo, den 25. Juni 1916.



Meine liebe kleine Maus!
Lange, Lange ist es her, seit Du zum letzten Male von Deinem Großen etwas gehört hast. Nun, Du kennst doch das schöne Sprichwort: Wenn es dem Menschen gut geht, dann denkt er an Niemanden. So war es denn auch jetzt mit mir und das soll nun wieder anders werden. Es ist heute der letzte Sonntag, den ich in dem schönen Beverloo verbringe. Es war doch eine sehr hübsche und angenehme Zeit, wie man sie sich im Kriege nicht besser wünschen kann. Du hast von zu Haus sicher schon viel darüber erfahren. Es gibt ja auch nicht allzuviel zu erzählen. Dienst haben wir ja immer sehr reichlich gehabt, und manchmal recht streng, aber so etwas bemüht man sich zu vergessen. Die angenehme Erinnerungen, als da sind wunderschöne Spaziergänge, vergnügte Reisen ins Belgierland und die vielen feuchtfröhlichen Abende im Kreise gleichgesinnter Kameraden, die vergisst man nicht so schnell und wird sich später noch manchmal gerne erinnern.
Jetzt kommt nun wieder der anstrengende Frontdienst mit den vielen schlaflosen Nächten. Angenehmes ist es sicher nicht, was mich erwartet, aber auch das wird vorüber gehen und damit hoffentlich bald der ganze Krieg, der jetzt wirklich niemandem mehr Spass macht. Nun ich will Dich mit diesen Dingen nicht länger langweilen und frage Dich, wie es Dir geht? Schreibe mir doch bald einmal ausführlich wie es in Artern war, was Du dort alles gemacht hast und ob es Dir gefallen hat. An der Front freut man sich dann ja wieder mehr über die Post.
Das schöne Sonntagswetter lockt mich und ein kleiner Spaziergang wird mir wohltuen. Drum Schluss für heute. Herzl. Grüße an alle lieben Meininger. Innig küsst Dich
Dein tr. Walther.

 

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