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Brief (Transkript)

Walter Emmerich an seine Schwester am 11.05.1916 (3.2011.3531)

 

Beverloo, d. 11. Mai 1916.



Meine liebe kleine Maus!
Es ist glaube ich sehr lange her, seit dem ich Dir geschrieben habe und seitdem ich das letzte Mal von Dir gehört habe. Was machst Du denn jetzt? und wie geht es Deiner Zimmergenossin? Lass nur bald mal etwas von dir hören.
Von zu Haus hast Du wohl schon erfahren, dass es mir hier recht gut geht.
Ich kann auch nicht klagen Es ist eine Erholung für mich, die ich sehr gut gebrauchen kann. Gestern haben wir einen sehr netten Spaziergang in die wunderhübsche Umgebung gemacht. Heide wechselt ab mit Nadelwald und wogenden Kornfeldern. Es ist doch zu schön, mal wieder ein Fleckchen zu haben, wo die wilde Kriegsfurie noch nicht hingedrungen ist. Kein Baum ist hier geknickt, keine Telegraphenstange umgeworfen und keine Granatlöcher gibt es auf den Feldern. Friedlich stehen die Bauernhöfe vereinzelt zwischen den Feldern, die Hühner laufen auf den Feldern umher und dann und wann nur stört das Gebell eines Hundes den hl. Sonntagsfrieden, den wir so lange entbehrt haben. Leider setzte Nachmittags Regen ein, der uns bald nach Hause trieb. Heute haben wir sogar geheizt, so kalte Tage beschert uns diesmal der Mai. Einsichtsvolle Belgier versichern, dass sie nie so gut gelebt hätten wie jetzt, nur wäre alles etwas teurer, aber das tut ja nichts! Fleisch, Butter, Eier, alles ist in großen Mengen zu haben. Wir leben wie die Fürsten.
Nun Schluss, grüsse mir alle herzlich und nimm selbst innigen Kuss von
Deinem tr. Walther.

 

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