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Brief (Transkript)

Walter Emmerich an seine Schwester am 15.11.1915 (3.2011.3531)

 

St. Erme, den 15. Nov. 1915.



Meine liebe kleine Maus!
Endlich komme ich dazu Dir für Deine beiden lieben Briefe zu danken. Du wirst mich gewiss einen treulosen Bruder nennen, aber glaube mir, ich habe wirklich keine Zeit gehabt. Seit vorigen Dienstag sind wir hier, von Granatwiese abgelöst, nachdem wir 8 Wochen dort vorne waren. Hier hinten haben wir nun viel Drill gehabt, sodass ich nicht zum Schreiben kam. Morgen fahren wir nun wieder in unsere alte Feuerstellung bei Juvincourt. Dort werde ich nun wahrscheinlich wieder mehr Muse haben.
Nun wolltest Du gerne wissen was Du mir für ein Buch schenken sollst. Das ist für mich sehr schwer, da ich kein Verzeichnis hier habe. Schicke nur eins, was Du für am besten hälst. Großmama könnte mir die größte Freude mit einigen kleinen Leckerbissen machen, das ist das Beste für einen deutschen Krieger.
Außerdem willst Du gerne wissen, was ich zu tun habe. Nun augenblicklich bin ich Geschützführer. Ich habe da die Verantwortung für ein Geschütz, an dessen Spitze ich mit meinem Dösschen reite. Auf Granatwiese z. B. stehe ich um ½ 7 Uhr auf, wecke sämtliche Bedienungen zum Kaffeetrinken und um 7 Uhr geht das Arbeiten los, bei dem ich die Aufsicht führe. Da gibts allerhand Ärger usw., dann wird drunterrein mal geschossen bis dann abends 6 Uhr Schluss und jeder seiner Beschäftigung nachgeht. Um 8 Uhr Abds kommt die Post, da wird nochmal Leben in der Bude.
Nun aber Schluss, der Brief muss noch mit fort. Herzl. Gruß u. Kuss
Dein tr. Walther
Grüsse an alle.

 

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