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Brief (Transkript)

Paul Rockstroh an seine Ehefrau am 23.02.1917 (3.2011.2334)

 

23.2.17.


I.
Liebe Grete u. Kinder!

Gestern Abend erhielt ich endlich wieder Post von Euch u. zw. Briefe v. 18. u. 20. [...].

So schlimm ist das nicht mit meinen dicken Backen, wie das Bild besagt. Das kommt nur davon, daß ich bei der Aufnahme lachte. Der unten rechts ist nicht König aus Rosenburg; der ist vielmehr in der Küche. Die Kameraden sind Dir alle nicht bekannt. Der oben neben mir steht, ist der Becker, der bei Leutn. Promier[?] Bursche war. Daß die Kohlrüben auf unserer Stube geschält wurden, geschah nur zufällig. Der unten links sitzt, ist mit in der Küche u. da zu der Zeit die große Kälte war, hat er die gefrorenen Kohlrüben mit nach Hause zum Auftauen genommen u. sie dann gleich geschält.
Über unsere Arbeit dürfen wir nicht schreiben. Wir arbeiten an Unterständen, die 5-8 mtr. unter der Erde eingebaut werden. Wo wir jetzt sind, können wir nur mit Hammer u. Meisel arbeiten, womit wir bis 1 mtr. tiefe Löcher in die Felsen eintreiben u. dann sprengen. Mir gefällt aber die Arbeit ganz gut. Die Gasmasken haben wir jetzt nur für den Fall, daß mal ein feindlicher Flieger Gasbomben abwerfen sollte. Im Übrigen liegt die Front 8 km von uns entfernt. -
Nun hat ja Riekchen freien Lauf oder spielt sie die tieftraurige Frau? Wer wird dieses Jahr noch alles ins Gras beißen müssen. - Hat denn Willy meine Karte bekommen, die ich nach Aken schrieb? Der Bube hat noch nicht geantwortet. - P. Richter werde ich nach Aken gratulieren. Sie können es ihm ja nach Rußland schicken, wenn er wieder erwarten nicht auf Urlaub kommen sollte. - Die Packete, die Du mir angezeigt hast, habe ich sämtlich erhalten u. Dir darüber auch immer geschrieben. Nur der Rinderbraten steht noch aus. Hoffentlich geht er aber endlich heute Abend ein.

Meinen Brief wegen eines Gesuches hast Du hoffentlich inzwischen erhalten. Für alle Fälle wiederhole ich, daß dasselbe an die 1. Komp. des Armier.-Batl. 162, Deutsche Feldpost 131, zu richten ist. Sollte Drosihn[?] die Eingabe nicht machen wollen, so schreibst Du ungefähr so:
Akten, 1. März 1917.
Verl. Weberstr. 25 a
Gesuch der Frau Margarete
Rockstroh in Aken (Elbe) wegen Beurlaubung
ihres Mannes, des Armier-Soldaten, Paul Rockstroh.
Unser Sohn Johannes wird Ostern 1917 konfirmiert. Da wir begreiflicherweise meinen Mann hierzu unter uns haben möchten, zumal auch eine Umschulung des Jungen in eine höhere Schule vorgenommen werden soll, bitte ich den Herrn Kompanieführer ergebenst, meinen Mann, den Armier-Soldaten Paul Rockstroh dergestalt 14 Tage nach hier zu beurlauben, daß er zu der am Palmsonntag, den 1. April, stattfindenden Konfirmation hier anwesend ist.
Ich hoffe gern auf Erfüllung meiner Bitte u. sage im Voraus hierfür meinen herzlichen Dank.
Ergebenst
Margarete Rockstroh.
Auf die vordere Seite links unten am Rand kommt:
An die Komp. des
Armier-Batl. 162

 

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