Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Paul Rockstroh an seine Ehefrau am 17.01.1917 (3.2011.2334)

 

Frankreich, 17.1.17.



Liebe Grete u. Kinder!
Wir haben ein ganz annehmbares Logis erreicht. Unser Ort hat im Frieden ca. 3000 Einwohner, besteht aus massiven, bis 3 stöckigen Häusern u. ist Bahnstation. Wir hausen in einem kleinen Zimmer mit elektrischen Licht u. einem kleinen Ofen, der natürlich immer in Betrieb gehalten wird. Eine Menge Kantinen werden hier unterhalten. Außerdem besteht ein Soldatenheim, ein Kino, eine Bibliothek usw. Eine Flasche Brause kostet 10 ₰. Zu essen bekommt man aber nichts zu kaufen. Na, ich habe die nächsten 10-14 Tage keinen Bedarf. Das Brot kriege ich gar nicht auf, denn wir erhalten jetzt 1 ½ Pfund pr. Tag.
Unser Ort liegt nicht weit hinter der Front, 7 km. Die Franzosen haben aber bisher nicht hereingeschossen, weil noch 700 Civilisten hier wohnen. Letztere werden von Amerika unterhalten. Die Verteilung der Lebensmittel erfolgt durch den Bürgermeister.
Bis jetzt führen wir hier ein sehr angenehmes Leben. Heute z. B. ist der Dienst Vorm. Revierreinigen, Nachm. Appell. Vor 8 Uhr früh stehen wir nicht auf. So schön hatte ich es im Felde noch nicht. Wenn es so weiter geht, können wir sehr zufrieden sein. Offenbar weiß man noch nicht, was man mit uns hier anfangen soll. Es ist deshalb möglich, daß wir wo anders hin verlegt werden.
Die Witterung ist andauernd sehr angenehm. Leichter Frost mit wenig Schnee.
Alles in allem bin ich also mit meinem Los bisher sehr zufrieden.
Habt Ihr denn von Obstlau Gerste bekommen?
Was macht das Schwein? Ist Hans in Cöthen angemeldet? Hoffentlich seid Ihr Alle gesund u. munter.
Mit den besten Grüßen
bin ich
Euer Papa.

 

top