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Brief (Transkript)

Waldemar Möller an seine Eltern am 04.08.1916 (3.2009.0573)

 

4. August. 1916.



Liebe Eltern.
Wie Ihr wohl aus der Adresse ersehen habt, bin ich als Artilleriebeobachter zu den Luftschiffern versetzt worden, gestern habe ich mit dem Fesselballon meinen ersten Aufstieg gemacht bis 590 m Höhe, es ist überraschend, was man alles sehen kann.
Das Kommando kam ganz unerwartet, wurde aus dem Schützengraben geholt. Erst war ich, wie ich nachträglich hörte, zu einem Fliegerabwehrzug, als Führer kommandiert, aber das wurde geändert, und ich kam zum Ballon. Da wir nun auch ein Photogr. Institut und eine Messabteilung haben so ist es sehr interessant für mich.
Wir haben hier ein grosses Offiziers-Kasino mit Garten.
Gestern sah ich wie ein englischer Flieger abgeschossen wurde, der Apparat verbrannte.
Die Verhältnisse an dem Teil der Front, wo ich mich eben befinde, sind ganz ausgezeichnet, auch in den vorderen Stellungen. Das Electr. Licht reicht bis wenige hundert Meter hinter die Schützengräben. Es ist hier ganz anders als in der Champagne, oder bei Verdun. Das Korps, das hier ursprünglich stand, was ein norddeutsches Hamburger, Holsteiner, Meklenburger. Das Unterschied zwischen den Norddeutschen und Süddeutschen ist wie ich während des ganzen Feldzuges beobachtet habe, ein sehr grosser und fällt sehr zu Ungunsten der Letzteren aus (ausgenommen die Bayern). Bei der Pferdepflege fängt es an, da brauch man nur einmal durch einen Stall zu gehen wo Meklenburher und durch einen wo Hessen aus der Gegend aus Darmstadt Fahrer sind!
Geschickt von Marmeladen, Konserven will ich nichts mehr haben, hier habe ich nicht das Geringste nötig.
Fliegerbomben werden hier jeden Tag geworfen, und die Zivilbevölkerung hat sehr darunter zu leiden und grosse Verluste.
Die Herzlichsten Grüsse
Waldi

 

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