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Brief (Transkript)

Waldemar Möller an seine Eltern am 11.02.1916 (3.2009.0573)

 

Campagne 11. II. 1916.



Liebe Eltern!
Gestern sind die letzten Films angekommen. Von meinen Platten scheinen 6 Stück nicht gekommen zu sein, auf einer muss ich darauf sein, und dann noch 2 Architekturaufnahmen. Es wäre sehr schade, wenn sie nicht noch kämen. Wir haben hier eine sehr schöne Stellung in einen Wald. Aufnahmen davon schicke ich bald. Die Rauchwolke auf einer der letzten meiner Aufnahmen ist von dem Flammenangriff. Schickt mir bitte davon noch 3 Abzüge. Ich habe noch eine ganze Menge was Ihr mir schicken sollt, es fällt mir nur alles nicht gleich ein. Je eine kleines Glas Tusche rot, blau, schwarz, einen einfachen Federhalter und und ein Paar Stahlfedern. Vielleicht sind unter meinen Zeichensachen noch diese Dinge. Dann vielleicht, wenn es möglich ist, ¼ – ½ [...] Mehl, wir kochen uns nämlich in der Feuerstellung selbst, die Feldküche kann nicht kommen, weil die Wege zu schlecht sind. Die Verpflegung ist nicht ganz so reichlich wie bei der anderen Division. Dann finde ich noch folgendes für sehr praktisch und billig, statt fertige Fleischkonserven zu schicken, kann man sie selbst machen. Manche Leute von uns bekommen Blechbüchsen, die einen Deckel mit Gummiring und Feder haben, darin ist dann Braten Gulasch, Wurst, Gemüse usw., gerade das was mittags zu Hause gekocht wird, das fertige Essen wird hineingetan und die verschlossene Büchse noch 10 M. in kochendes Wasser gelegt. Ich finde das viel billiger als die gekauften Konserven. Die Büchsen werden dann immer wieder zurückgeschickt, und können wieder verwandt werden.
Meine neue Adresse werdet Ihr wohl schon erhalten haben. Die Frankfurter Zeitung muss auch geändert werden. Mit meinem Urlaub ist es so eine Sache, vorläufig ist gar nicht daran zu denken, es ist irgend etwas im Gange und der Urlaub ist gesperrt. Für eine längeren Urlaub muss ich warten bis die Gruppe wieder in Armeereserve kommt.
Vieles habe ich sicher noch vergessen, was ich dann noch auf eine Karte schreibe.
Ich habe nämlich sehr viel zu tun, manchmal sogar nachts, und da weiß man manchmal nicht, wo einem der Kopf steht, Ich glaube auch ich habe Papa vergessen noch zu seinem Geburtstage zu gratulieren, was ich hiermit herzlichst tue. Versorgt Euch nur mit Wäsche, Fett, Öl, Schuhen, Kleider usw, dann müsst Ihr viel vom Gemüsen ziehen alles was nur möglich ist, denn der Krieg wird noch sehr lange dauern, ich schliesse das aus den grossen Arbeiten, die hinter Front gemacht werden. Neue Strassen, neue Eisenbahnlinien und Brücken macht man nicht nur für ein paar Monate.
Die Herzlichsten Grüße
Waldo

 

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