Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Johannes Wierich an seine Familie am 29.03.1916 (3.2009.0064)

 

29. 3. 1916.


17./
Meine Lieben!
Bisher hatte ich vergessen, mitzuteilen, daß die Butter und der Kuchen schon einige Tage hier sind. Die Butter kam mir besonders gelegen. Zwar gibt es ab und zu auch hier Butter, aber so wenig, daß es kaum der Mühe wert ist, es zu erwähnen.
Gestern Morgen war ich auf der Artilleriebeobachtung auf einem Berge hinter unseren Stellungen. Da habe ich mich mich einige Stunden an deren Scherenfernrohr amüsiert. Mit Hilfe desselben kann man die französische Stellung und das dahinterliegende Land genau beobachten.
Auf den Straßen, die vielleicht 10 km zurücklagen, sah man Wagen und Automobile verkehren. Die Dörfer scheinen teilweise noch bewohnt zu sein, trotzdem sie manchen Artillerieschuß mitbekommen haben. Hier und da sah man sogar Landleute. So sah ich einen mit dem Spaten im Garten graben. Das schönste war folgendes: Ganz allein auf freiem Felde in der Nähe eines Wäldchens taucht ein Bauer mit 4 Pferden auf. Er fängt an zu pflügen. Er zieht einige Male auf und ab, als in der Nähe eine Granate einschlägt. Er arbeitet ruhig weiter. Eine zweite Granate schlägt näher ein. Bei der dritten scheinen die Pferde zu scheuen. Die vierte kommt so nahe, daß er sich in die Furche fallen läßt. Dann springt er auf und sorgt, daß er so schnell wie er kann hinter den Wald kommt. Die Artilleristen machen sich daraus einen Spaß.
An einer Stelle der französischen Laufgräben stiegen plötzlich 2 Kerle heraus. Es waren französische Infanteristen mit Tornister und Gewehr. Wahrscheinlich fuhren sie auf Urlaub. Diese wurden nun nicht beschossen.
Das war ein interessanter Morgen für mich. Nächstens werde ich häufiger hingehen.
Mit den herzlichsten Grüßen
schließt Euer Johann

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top