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Brief (Transkript)

Johannes Wierich an seine Familie am 19.03.1916 (3.2009.0064)

 

19. 3.1916


10)
Meine Lieben!
Heute ist wieder Sonntag.
Morgen Abend gehen wir wieder in Stellung für 20 Tage. Bei dem prächtigen Wetter ist es nirgends schöner als immer draußen; man braucht dann am Tage wenigstens nicht immer im Unterstand zu hocken, soweit es der Franzmann zuläßt.
Post ist weiter nicht eingetroffen, mit Ausnahme der Zeitung, die sehr spät kommt
So habe ich jetzt erst die Zeitung von Donnerstag. Für nächsten Monat könnt Ihr sie abbestellen. Ich bestelle mir dann selbst die „Kölnische Volkszeitung“, die in einem Tage hier ist.
Im letzten Brief hatte ich wieder einige Photographieen geschickt. Sind sie angekommen?
Nun muß ich Euch auch mal erzählen, daß wir am 10. März, also an dem Tage an dem wir abgelöst worden sind, 12 Franzosen gefangen haben. Es war allerdings die Kompagnie, die neben uns liegt, die 2. Kompagnie. An dem Tage fing morgens punkt 10 Uhr unsere Artillerie mit rasendem Feuer an und zerstörte das französ. Drahthindernis, das auf der kleinen Photographie im Hintergrunde schwach zu sehen ist. Nachmittags um 430 hörte das Feuer auf. Da stiegen von der 2. Komp. 60 Mann aus dem Graben. Sie gingen in drei Abteilungen zu je 20 Mann von je einem Leutnant geführt. Im französischen Graben war niemand; alles in den Unterständen. In die meisten wurden Handgranaten hereingeworfen, sodaß die Franzosen große Verluste haben werden. Aus einigen Unterständen wurden Franzmänner herausgeholt. Es waren zum Teil bärtige Männer vom Regiment 352. Sie trugen alle Stahlhelme. Einer hatte keine Zeit gehabt seinen Rock anzuziehen. Er ist in Hemdsärmeln mitgegangen. Von uns sind bei diesem Handstreich 2 Mann tot geblieben, 2 wurden verwundet. Im Tagesbericht hat leider nichts gestanden.
Ich schließe mit herzl. Grüßen
Johann

 

 



Ansicht des Briefes

 

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