Den 29.12.17.

Meine innigstgeliebte Paula!
Zu dem bevorstehenden Jahreswechsel möchte ich Dir meine innigsten Glückwünsche darbringen. Möge Dir auch im neuen Jahre in erster Linie Gesundheit beschieden sein und dann unser allgemeiner Wunsch nach dauerndem Beieinandersein in Erfüllung gehen. Am 1. Januar werden wir Abschied nehmen von dem uns so lieb gewordenen Italien und mit Sehnsucht werden wir an die schöne Zeit, die wir hier verlebt haben, gedenken. In keinem Lande, wo ich bis jetzt gewesen bin, habe ich mich so daheim gefühlt und die Bevölkerung sieht in uns gar nicht den Feind. Der Italiener führt so wieso ein anspruchsloses Leben, so daß ihn auch jetzt im Krieg nicht viel abgeht. Es gibt hier nur ganz Arme und ganz Reiche. Die letzteren sind alle zum Teufel, aber wir haben sie geschröpft wo wir konnten. Es ist mir jetzt wieder ganz wohl und ich bin so froh darob. Das Kranksein empfinde ich so schrecklich schwer und kommst zum Arzt, so mußt Du Dir alles mögliche sagen lassen. Wie hat Dir bei Geissler gefallen? Er wird Dir viel zu erzählen gehabt haben, nun, wir haben in Italien auch die schönsten Tage im Kriege gehabt. Jetzt werden wir uns anstatt das Weines wieder an die Granaten gewöhnen müssen und ich bin zum Teufel alles nur nicht mehr feuerfest. Aber man tut eben seine Pflicht, bis der Schwindel zu Ende geht oder man eine im Schädel hat. Wir werden nunmehr am 5ten Januar verladen und kommen entweder 7. oder 8. Jan. durch Deutschland. Da wir als T. Bat. von der ganzen Division zuerst drankommen, so wirst Du wenig Glück haben, wenn Du mich sehen willst. Im übrigen geht die Parole, daß wir in Lörrach (Baden) ausgeladen werden sollen, also wohl gar nicht über Stuttgart fahren. Ob etwas wahres daran ist, kann ich natürlich nicht sagen. Doch nun will ich schließen.
Sei vielmals herzlich gegrüßt und innigst geküßt von Deinem Dich treu liebenden Heiner.
Bevor Geissler weggeht, geb ihm auch 20 Mk für mich mit. Außerdem Socken, Filzsohlen, 2 Batterien, 1 Bleistift