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Brief (Transkript)

Heinz Donner an seine Ehefrau am 18.11.1917 (3.2007.1656)

 

Den 18. 11. 17.



Meine süße, liebe Paula!
Heute ist Sonntag und wir liegen in Ruhe. Bei Euch zu Hause wird wohl richtiges Novemberwetter sein, hier in Italien lacht die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel wie bei uns im Hochsommer. Nie werde ich die großartigen Bilder vergessen, die zu sehen mir schon vergönnt waren insbesondere wird mir die Alpenwelt immer vor meinem Auge stehen. Es ist nur schade, daß der Genuß durch des Tornisters Schwere beeinträchtigt wird. Ich bin jetzt im Begriff, mich wieder zu erholen. Die unmenschlichen Strapazen vom Oktbr haben mich zum Skelett abmagern lassen. Jetzt haben wir fast alle Tage Schlachtfest und ich wollte nur, Du, lieber Schatz, könntest uns dabei mal zuschauen. Bezüglich des Trinkens halten wir uns fest an den Wein, der hier in Massen wächst. Also Not brauchen wir keine zu leiden. Aber trotz allem, liebe Pautzel, wollte ich gern zu Dir heimkehren. Das [ent...] Gesuch ist, wie Du ja vielleicht weißt, schon ans Ministerium gegangen, aber ich weiß nicht, ob es von dort befürwortet weiter gegangen ist, die Reklamationsgesuche werden z. Zt. sehr peinlich behandelt. Mit Interesse habe ich vernommen, liebe Paula, daß dein Rudolf auch hier in Italien ist. Wie heißt denn seine genaue Adresse, ich habe sie vergessen und möchte ihm gern schreiben. Wir liegen z. Zt. bei Conegliano. Wenn Du eine Karte hast, dann kannst\'s verfolgen.
Liebste Pautzel! Bis jetzt sind wir alle, d. h. diejenigen, die Du kennst noch gesund. An Kranken und Marodeuren haben wir einen größeren Ausfall gehabt, aber das ist bei einem solchen Wettrennen nicht zu vermeiden.
Am Tagliamento hat unser Bataillon zusammen mit dem III. Bat. unermeßlich Beute gemacht. Der Tagliamento hat bei Codrapo eine Breite von ca 2 km und es führen nur wenige Brücken über diesen Strom. Die Armee von Görz her drängte sich nun mit der ganzen Bagage, allen Kraftwegen, Geschützen und Fußvolk über die Brücke, was eine Stauung hervorrief. Im richtigen Augenblick setzte unser Angriff auf Codroipo ein. Gegen 10000-12000 Italiener ergaben sich, teilweise kamen sie im Fuhrwerk herübergefahren, ferner erbeuteten wir ca 700 Kraftwagen, gegen 80 Geschütze, und die ganze Offiziersbagage und Marketenderei., Wäsche und Socken habe ich gleich angezogen und zu essen gabs was das Herz gegehrte. Jeder Mann konnte 20 Tafeln Schokolade zu sich nehmen, Nüsse, Macaroni, Käse alles in Menge. Im ganzen Kriege habe ich eine solche Katastrophe nicht gesehen, wie die Niederlage der Italiener am Tagliamento.
Doch Schatz, der Italiener hats so verdient, hätte sich der nicht so schuftig benommen, dann wäre der Krieg schon längst zu Ende. Nun will ich Schluß machen. Sei vielmals herzlich gegrüßt und innigst geküßt von Deinem Dich treu liebenden
Heiner
Schicke bitte vorläufig keine Pakete mehr, bis ich wieder schreibe, sie bleiben alle liegen.

 

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