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Brief (Transkript)

Friedrich Spemann an seine Mutter am 28.03.1918 (3.2002.9143)

 

Feuerstellung, 28.3.18.



Mein liebes, gutes Mutterle!
Gerade, ehe ich in Feuerstellung ging, bekam ich heut noch Deinen lieben Brief u. die Bildle. Hab vielen Dank. Du schreibst: Ich schicke Dir noch Abzüge. Hast Du denn schon einmal welche geschickt? Ich hab jedenfalls keine bekommen. Meinetwegen brauchst Du Dir auch keine Sorgen zu machen, wir sitzen hier fest u. werden wohl auch hier bleiben. Es ist ganz ruhig u. der richtige „Schreiberskrieg“. Alle Tage kommen andere Befehle u. alles schimpft darüber. Seit gestern sind wie wieder einmal in einer anderen Stellung etwa 1 Km von der alten weg. Ich bin heut herausbeordert worden, um dem Hauptmann beim Sperrfeuer ausrechnen zu helfen. Er ist wirklich furchtbar nett zu mir u. wir rechnen mit einander, daß der Schädel brummt. - Die 50 M. Hab ich bekommen, das schrieb ich dir ja schon.
Hier ist das Wetter auch wieder schlecht. Wie gewöhnlich seit Mondwechsel. d. h. wir lassen unserer Heizung nicht ausgehen hier. Hoffentlich wirds was mit Eurer Sommerfrische. Ich täts Euch sehr gönnen. Besuchen werd ich Euch ja wohl kaum können. Bei der Urlaubssperre ist auf lange Zeit nicht mehr an Urlaub zu denken für mich. -
Ist eigentlich das Bild von uns beiden dir u. mir nichts geworden? Das von uns vieren ist ja ganz gut. Komisch, daß auch das Mal wieder die Selbstaufnahme so gut geworden ist, wie die erste. Ich hab sie am letzten Mittag speziell für Dich gemacht, Mutterle. - Ich lese augenblicklich den Roland von Berlin von Alexis. Er gefällt mir sehr gut. Vor einigen Tagen hab ich „Das jüngste Gericht“ vom Bloehm gelesen. Kennst Du eigentlich die großen Romane von Bloehm?
II
Dieser eine hat mir sehr gut gefallen. Mit meinem „strengen Befehl“ war im übrigen nicht so bös gemeint Mutterle! Im übrigen: Du wirst mir jetzt wohl keine Wäschepaketle mehr schicken dürfen. Es ist gut, daß ich gerade 3 Garnituren hier hab. Ich laß sie eben hier waschen, wenns irgend möglich ist. Sonst schick halt ein Etappenpaket, wenn ja diese Sperre bis in 14 Tagen nicht aufgehoben sein sollte -
Ich lege Dir hier zwei Bilder bei. Ich bin ja nicht drauf, aber meine Beine. - sehr schön, nicht? Im übrigen sind die Reitstiefel von Papa jetzt gesohlt. Wenn der Urlaub wieder „aufgemacht“ wird, schick ich sie mit einem Urlauber wieder hinaus, ich hab ja jetzt passende eigene. Hinten in Cornay wird an Ostern wohl alles bleiben, hier vorn natürlich nicht. Jetzt muß ich aber ins Bett! Einen herzl. Gut-Nacht Kuß
Dein tr. Bub
Die Abzüge besorge mir bitte. Ich habs hinten drauf geschrieben wie immer. Die Probebilder soll M. in meinen Schrank legen.

 

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