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Brief (Transkript)

Friedrich Spemann an seine Familie am 14.06.1916 (3.2002.9143)

 

Feuerstellung 14.VI.16.


20
Liebe Eltern!
Heut kamen Eure Briefe vom 9. und die Bildle. Sie sind ja ganz nett geworden. Die, von denen ich noch Abzüge möcht sind hinten bezeichnet. Gelt die Blockhäusle sind hübsch? Um ganz Gesnes herum ist eine Menge solcher Dinger. Es sind die hübschesten da können später einmal ganz gut Franzosen drin wohnen. Jetzt als Geschützführer hab ich 4 Leute unter mir u. mein Geschütz. Wenn es heißt: „An die Geschütze!“ bürstet man naus ans Telephon neben dem Geschütz u. gibt von da die Kommandos weiter. Nachts wird nach einem Zettel, einem bestimmten Feuerbefehl, geschossen, das machen gewöhnlich der Geschützführer u. 1 Mann. Dann sind halt so Arbeiten zu machen, Verschluß reinigen u. den Geschützstand in Ordnung halten, ebenso den Munitionstollen. Beim Schießen muß man halt die Regeln für die Feuerordnung wissen. Bis jetzt war Ltnt. Pfeiffle als feuerleitender Offz. in der Batterie. Morgen kommt der Hauptmann wieder. Wasser zum Trinken hab ich hier keines. Aber es wird sich der Saft schon irgendwie verwenden lassen. Seit 14 Tagen ist hier trostloser Regen, man ist es aber vom Winter her gewöhnt. Die Leute bei mir sind alle 4 sehr nett. 2 alte Ludwigsburger u. 2 Ersatzleute vom April. Die anderen Geschützführer sind alles aktive Leute u. da sind halt immer kleine Reibereien, die halt nicht zu ändern sind. Im Großen Ganzen ist es aber doch sehr nett.
An ein Abitur in Württemberg hab ich gar nicht gedacht. Ich meinte es sei in B. ebenso wie voriges Jahr. Wie es nun mit der Dienerei nach dem Krieg wird, weiß ja noch niemand. - Kaiser schrieb mir. Er hat jetzt sein Not-Abitur gemacht u. rückt in Trier als Jäg. z. Pferd ein. Schickt mir bitte noch Briefpapier. So ein „Pebars“-Block ist sehr praktisch.
Einen herzl. Kuß Euer Bub

 

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