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Brief (Transkript)

Friedrich Spemann an seine Mutter am 10.03.1916 (3.2002.9143)

 

Schützengraben. 10.III.16.



Mein liebes Mutterle!
Ich sitz vor einem schwierigen Problem. Wie schreibt man an einem Tag an 3 Leute mit derselben Adresse und auf 3 getrennte Bogen ohne den Stoff zu verlieren? Na ich will einmal anfangen, Ihr werdet Euch schon schwesterlich teilen. Also die Handschuh kamen heut, mit Deinem Brief von 1.III. Ich hab nun neulich mir ein paar andere sehr gute, warme, pelzgefütterte um 4 M erstanden, die ich auf Posten bei der augenblicklich sehr starken Kälte anhabe. Die wollenen kann ich ja zum Schaffen nehmen Falls ich also die ledernen nicht brauch schick ich sie heim. Das grosse Paket hab ich erhalten u. seit etwa 14 Tagen davon geschrieben u. ausgegessen Die Büchse ging heut leer ab. Vor 2 Tagen schickte ich meine Strümpfe u. das Weihnachtsgeschenk des Kronprinzen ab. In wiefern wir an der Offensive beteiligt waren bis jetzt? Von der Vergangenheit kann ich es ja schreiben, über die Zukunft schweigen die Geschütze[?]. Wir haben vom 21. bis 28. mit sämtlichen Batterien Trommelfeuer geschossen, weitere Infanteriesachen oder so was wurde nicht unternommen. Es handelte sich hier zunächst nur darum, die Franzosen am Wegziehen von grosseren Truppenmassen zu verhindern. Dass die darauf nicht ganz ruhig blieben ist ja verständlich u. seither ist nun das Stadium der „lebhaften Artillerietätigkeit“ bei uns eingetreten, das für mich darin besteht, dass ich jeden Tag einmal oder sogar zweimal auf Leitungspatroullie nach l. T, unserer Vermittlungsstelle muss. u. nachts 3 Stunden Wache habe. In der übrigen Zeit schlafe ich, wasche oder tu was derartiges. Das ist das allgemeine Stimmungs- u. Gefechtsbild. Jetzt kommt Mäde[?] an die Reihe, also einen herzlichen Kuss Dein tr. Bub.

 

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