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Brief (Transkript)

Karl Stein an seine Ehefrau am 18.04.1918 (3.2002.9127)

 

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Villers au Flos. 18.4.18



Liebes gutes Frauchen!
Deine beiden Briefe vom 3. u 5. erhalten. Also so lieb hast Du mich das Du für mich arbeiten und mich pflegen willst, wenn ich als Krüppel zurückkehren sollte, und ich hatte mir schon fest vorgenommen, mich zu erschießen, wenn ich ein Bein oder Arm verlieren sollte. Nun werde ich es aber schön bleiben lassen, nun ich weiß, das ich Dich nicht zur Last falle, sollte ich nicht gesund heimkehren.
Augenblicklich lebe ich hier einen schönen Tag, um ½ 7 wird aufgestanden um 7 gehts zum Häuser einreißen u Holz sägen von 9 – ½ 10 ist Frühstück, von ½ 12 – ½ 2 Mittag, 4 – ½ 5 Vesper um ¼ 7 ist Feierabend, ist das nicht eine famose Arbeitszeit, auch brauche ich kein Schlag arbeiten, wenn ich nicht will, aber das Häuser einreißen macht Spaß, das heißt es sind keine Häuser mehr, nur noch Ruienen, denn hier ist alles in Grund u Boden geschoßen. Auch war ich gestern u vorgestern abend zum Konzert, denn hier liegt ein Divisions-Kommandeur und da wird abends bei schönen Wetter gespielt, (30 Mann). Gestern haben sie unter anderem gespielt, wenn die Liebe nicht wär, da wurde mir ein bischen anders zu Mute, und ich hatte große Sehnsucht nach Dir. Ich glaube bestimmt der liebe Gott wird uns wieder zusammen führen, denn vorläufig bleibe ich noch hier, und kann es vielleicht etliche Monate.
Nun denke Dir von meiner Komp. sind nur noch ein paar Mann eine Menge sind gefallen und 45 Mann sind in Engl. Gefangenschaft geraten, doch die Gefangenen haben es jetzt nicht gut, sie müssen Munition an die Front schleppen. Sonst fühle ich mich sehr wohl, und verbleibe mit recht herzl. Grüße u. Küsse, Dein Karl

 

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