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Brief (Transkript)

Karl Stein an seine Ehefrau am 25.01.1918 (3.2002.9127)

 

Im Graben den 25.1.18.


3
Liebes Frauchen!
Hast Du meine Briefe nun schon erhalten? ich bin noch gesund, auch ist mein Magen nun wieder in Ordnung. habe mir ein paar Natron Tabletten geben lassen. Wir lagen bis heute Nacht in Reservestellung und gehen diese Nacht nach vorn 50 mtr von den Tommis. Vorige Nacht haben wir Schnelldraht-Verhau nach vorn gebracht und und aufgebaut, hat alles gut gegangen, wenn die Engländer schossen, haben wir uns schnell auf die Erde geworfen, und sind alle mit heile Knochen zurück gekommen.
Wenn man des Morgens um 4 Uhr die Posten reviediert dann zwitschern die Lerchen so schön, wenn nun das verfluchte Schießen nicht wär, wäre es tadellos, es ist wunderschönes Wetter hier nur das im Graben noch ein fürchterlicher Dreck ist lauter Lehm man muß anständig ziehen wenn man ein Bein raus haben will. Wir liegen zwischen Cambrey[Cambrai] und Beaupome[Bapaume] an der Zuckerfabrik wo vor Weihnachten so schwer gekämpft wurde, das Ding ist natürlich in Grund und Boden geschossen ich war gestern drinn. Nun liebes Friedchen wie geht es zu Hause, habt ihr schon geschlachtet oder ist es verboten, hast Du auch noch etwas Hafer für den alten Fuchs, laß das alte treue Tier nicht hungern, hier sieht man manchmal ganz erbärmliche Pferde, die müßen das alte Gras und Stoppeln von den Feldern fressen, damit sie nicht verhungern, ist jammervoll mit anzusehen, und doch will dieser elende Krieg kein Ende nehmen. Hier wird jetzt eine große Sache vorbereitet, ob unser Regiment mit in Frage kommt weiß ich nicht, na hoffentlich glückt es vielleicht ist dann Schluß.
Nun liebes Frauchen grüße Vatern u Muttern und sei Du recht herzlich gegrüßt u. geküßt von Deinen
Karl

 

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