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Brief (Transkript)

Walther Knüttel an einen Freund am 19.01.1916 (3.2002.9115)

 

Lescovac-Uskub 19/1.16



Lieber Freund.
Endlich kann ich mich einmal für einen Brief von Dir bedanken. Du glaubst gar nicht, welch eine Freude das einem macht, gerade hier, wo man fast von der kultivierten Welt abgeschnitten ist.
Nun Du kannst es ja wohl jetzt zu Hause aushalten. Die Wirte sind froh, wenn jemand zu ihnen kommt & die Weiber auch. Na, Du schreibst ja auch, daß Du viel Beschäftigung hättest. Desto trauriger geht mirs. Du glaubst kaum, was wir hier durchgemacht haben & noch zu ertragen haben. Meine Reise- und Irrfahrten wirst Du ja von Papa erfahren haben, aber ich bin auch bald am Ende meiner Kraft angelangt. Ich glaube kaum, daß ich noch einen Centner habe. Hier gibt es viel Dreck & Schmutz aber wenig Brot und was Hunger ist, hast Du gar keine Vorstellung. Wir haben uns manchmal schon 2-3 Tage von rohen Maiskörnern ernährt, alles daß man kein Holz frißt.
Jetzt geht es ja etwas besser, aber wie in Tirol werden keine solchen Tage mehr für uns kommen. Na, aber dann wollen wir einmal einen schmettern & wenn der Katzenjammer 10 Tage dauert. Falls ich überhaupt noch einmal nach Hause komme, wird das erste viertel Jahr nichts getan, das ist einmal ganz sicher. -
Das Regiment gibt von hier aus keinen Urlaub, wenn die Zeit kommt, daß eingereicht werden darf, so bin ich der erste & ich bekomme auch sicherlich.
Nun für heute muß ich wegen Zeitmangel Schluß machen. In der Hoffnung, daß Du bald wieder von Dir hören läßt, grüßt Dich Dein alter Freund
Walter
Gruß an alle Bekannte!

 

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