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Brief (Transkript)

Gustav Gaß an einen Freund am 02.06.1916 (3.2002.9114)

 

Geschrieben. 2. Juni 1916(?)



Lieber Freund Rudolf.
Teile Dir mit, daß ich Deine liebe Karte gestern erhalten habe, und daraus ersehe, daß es Dir und Deiner lieben Braut Olga gut geht und Ihr auch gesund seit, was ich auch von mir sagen kann. Besten Dank für die Karte. Ja, ich habe es bereits durch Mutter erfahren, daß sie sich an Dich gewandt wegen Urlaubsgesuch, sage Dir besten Dank, hoffentlich hat es Erfolg, und ich kann Euch für 3 Wochen durch meine Gegenwart beglücken. Wie freue ich mich darauf, nachdem man hier so viel Gefahren durchgemacht, ist es ein Wunder, wenn man wieder gesund die Heimat wieder sieht. Nun ich will nicht zu früh frohlocken, denn fast jeden Tag müssen wir durchs französische Granatfeuer hindurch, und bis zu meinem Urlaub kann mir noch so vieles passieren. Aber ich will das beste hoffen. Auch kommen jetzt wieder jede Nacht die französischen Flieger, und beschmeißen die ganze Gegend mit Bomben, es bleibt einem nichts anderes übrig, als wie das Lager zu verlassen, und sich in einen bombensicheren Unterstand zu begeben. Aber doch gehtes vorwärts, und in den letzten Tagen haben wir wieder einige Tausend Gefangene gemacht, und alle kommen hierdurch. Gestern war auch ein Divisionsstab dabei, mit allen Offizieren. Ja es kostet schwere Kämpfe, aber es geht jeden Tag besser vorwärts. Von allen Gegenden des Kriegsschauplatzes werden Siege gemeldet, da kann auch der Frieden nicht länger ausbleiben. Aber es heißt doch noch aushalten, und kampfen, bis der letzte Sieg vorbei. Aber dann lieber Freund, Hurra die Heimat, dann beginnt für uns ein neues Leben, wenn man auch kommt ohne Orden und Beförderung, was nutzt es, man ist doch gesund, und dieses geht über alles. Ich tät Dir ja gern schreiben, wo wir sind, kann aber nicht, nur das eine kann ich Dir sagen, daß wir die Feldbahn[...] bis in die Artilleriestellung, und die ist manchs mal bei den Schützengräben. Nun leb wohl, wenn ich daheim, persönlich mehr.
Viele Grüße an Deine liebe Olga, Eltern und Großmutter. Es grüßt Dich herzlichst Dein
Freund Gustav.

 

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