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Brief (Transkript)

Gustav Gaß an einen Freund am 10.10.1914 (3.2002.9114)

 

Insterburg. 10.10.14


Eing. 16/10.14

Lieber Freund Rudolf!
Heute Morgen habe ich Deinen lieben Brief mit Zigaretten erhalten, worüber ich mich sehr gefreut. Sage Dir hierfür meinen besten Dank. Sonst geht es mir noch gut, und freue mich daß auch Du noch gesund bist. Ja es ist ein schrecklicher Krieg der jetzt geführt wird, und manchen Kollegen werden wir vermissen aus unserem trauten und fröhlichen Kreise. Du fragst an wo Hindenburg wäre, der war in Galiezien und ist seit 5 Tagen auch schon wieder hier oben, nachdem wir mit Vereinigung von Österreich die Russen bei Lemberg aufs Haupt geschlagen. Hier oben wo wir jetzt sind tobt seit 3 Tagen wieder eine mächtige Schlacht und wir hatten einen harten Stand, bis gestern dann wurde der Feind herangelockt und auf 300 Meter schossen dann Artillerie und Maschinengewehre und mähte alles nieder. Zwischen Eid-Kuhnen und Stalupöne sollen die Russen so viel liegen daß man gar nicht schätzen kann wie viel, natürlich alle tot. Jetzt kommen die echten Russen, vom Kaukasus und von Sibirien, die müßtest Du mal sehen mit ihren zottigen Pelzmützen die sie aufhaben.
Wir hatten hier oben eine feindliche Stärke von vielen Armeekorps, man weiß ja nicht genau, aber es sollen 14 Stück gewesen sein ziemlich viel unsere 3 Armeekorps gegenüber, und alle zurückgeschlagen. Hindenburg soll mit 3 Armeekorps über 10 feindliche eingeschlossen haben, bestimmt können wirs ja auch nicht wissen. Auf alle Fälle ist es ein verteufelt rascher und tüchtiger Feldherr, welcher unser Vaterland retten wird. Vor acht Tagen waren wir in Rußland, hast wohl davon gelesen von der Schlacht bei Sowalki[?], da sind wir dabei gewesen, waren 4 Stunden im Feuer wir wurden von den Russen überrascht und mußten uns verteidigen. 80 Infanteristen standen schon im Feuer einem Batalion Feinde gegenüber, unterstützt von einer Batterie, hatten die Russen. Wir stellten dann noch 60 Mann und eine Batterie und der Feind wurde zurückgeschlagen. Dan am nächsten Tage war die Entscheidung Du wirst wohl davon gelesen haben, wir hatten über 6000 Gefangen und über 90 Geschütze erbeutet, und viele Munitionswagen. Aber ich kann Dir sagen, ich war froh als wir wieder von Rußland heraus waren und nie will ich wieder hinüber. Also genug für heut, ich bleibe wahrscheinlich 14 Tage hier, bauen 2 Brücken. Freundlicher Gruß an alle und Deine lieben Eltern und Großmutter. Es grüßt Dich herzlich Dein Gustav.

 

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