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Brief (Transkript)

Moritz Rothschild an eine Brieffreundin am 24.09.1915 (3.2002.9085)

 

Im Felde den 24.9.15



Sehr geehrte Frl. Pfaadt!
Heute erhielt mit der Feldpost in erster Linie gesandte Karte vom 21.9. [...] und danke ich Ihnen für Ihre l. Zeilen recht herzl. Mit meinem Bilde müssen Sie sich immer noch einige Tage gedulden ich werde Ihnen immer noch eine Karte als Voranzeige zu kommen lassen: Ich hätte sicherlich geglaubt ich könnte die Feiertage in Metz verleben, aber ich hatte mich getäuscht, wir kamen in erste Linie wo ich die fröhlichen Feststunden verbringen konnte. Es ist leider in Kriege nicht zu ändern, daß man seine Versprechen nicht pünktlich nach kommen kann. Darum bitte ich Sie nochmals die kleine Verzögerung gütigst entschuldigen
Wie Ihnen schon öfters mitgeteilt stehe ich seit Monaten im Felde und habe ich mit Gottes Hilfe in den Vogesen sowie in den französischen Argonnen einige kleinere & größere Gefechte gut überwunden. Die Anstrengungen im Felde sind groß, aber der Gedanke für die Verteidigung unseres l. Vaterlandes eintreten zu können, läßt auch das Schlimmste überwinden. - Möge der Allgnädige uns in das Buch des Lebens einschreiben, Glück und Segen senden, sodaß wir siegreich in die l. Heimat zurückkehren können. Dies ist der einzige Wunsch eines Kriegers. In meinem Kellerunterstande wenn ich bin, fallen mir manchmal die schönen verflossenen Urlaubstage wieder ein. Wie gern hätte ich Sie L`hafen aufgesucht, sodaß wir uns einmal persönlich sprechen könnten, aber meine Eltern ließen mich nicht weg. Es war mir nicht möglich meine Verwandten in der Ludwigshafe zu besuchen. Ich schreibe diesen Brief in der I. Linie ungefähr 80 Meter von den Franzosen weg.
Sonst wüßte für heute keine Neuigkeiten. Da ich jetzt auf Posten gehe, will ich schließen unter herzlichen Grüßen Ihr treuer
Moritz Rothschild

 

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