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Brief (Transkript)

Richard Wientzek an eine Bekannte am 10.01.1918 (3.2002.9073)

 

Italien, den 10/1.18.



Liebes Frl. Else!

Ihre lb. Karte kam in mein Besitz und danke Ihnen herzl. dafür.
Sende Ihnen den ersten Brief von Italien verbunden mit vielen herzl. Grüßen. Nun leben wir jetzt im Land wo die Citronen blühen, aber leider werden hier auch noch, welche in Blumentöpfen gepflanzt. Wir liegen nicht im Süden wo dieselben wachsen, haben auch Schnee und ziemlich fröstig nachts. Befinde mich wieder seit dem 17/12 bei meiner alten Kompanie. Reißte von Kronstadt hierher 12 Tage. Hatten außerdem 5 Tage Fußmarsch, ehe wir an Ort und Stelle kamen. Fuhren bis Udine mit der Hauptbahn und dann ging es zu Fuß. Paßierten auch den Taglamento, es ist ein breiter Fluß und von uns wurde drüber eine Brücke gebaut die 2 Klm lang ist. Hatten damals herrlich warmes Wetter wie im Frühjahr und so reißte es sich ganz schön.
Udine ist eine größere Stadt und so haben die Truppen gute Tage verlebt, denn es kam zu überraschend und so waren sehr viel Lebensmittel zurück geblieben. So hat sich so mancher etwas antun können. Der Vormarsch war ja nicht angenehm mußten Tag und Nacht marschieren und alle Tage regen. Wie haben Sie die Feiertage verlebt? Wir könnten dieselben auch diesmal in Ruhe verleben (können) und hoffen daß es die letzten im Felde sind und wir die kommenden Weihnachten zu Hause im Frieden verleben können. Neujahr lagen wir in Bereitschaft. Heut liegen wir in Ruhe bleiben 8 Tage da. Hier wird fest Exerziert und Apelle abgehalten. In Stellung liegen wir an der Piave und haben vom Quartier aus 3 Stunden zu marschieren. Hier ist auch Stellungskrieg, liegen aber in Häusern und Unteroffizierposten und Feldwachen werden ausgestellt. Es ist eine sehr schlecht Stellung denn wir müssen den ganzen Tag in den Häusern sitzen und dürfen uns nicht am Tage sehen lassen, die Fenster sind zugezogen und so sitzt man 4 Tage dort wie in der Zelle. Hier gibt es sehr viel Wein in den Kellern und so wird derselbe anstatt Wasser getrunken. Sonst geht es mir gut hoffe von Ihnen dasselbe. Ihr lbs. Paketel kam bis heut noch nicht in mein Besitz, danke Ihnen schon im Voraus für selbiges. Wie es hier heißt so sollen wir in nächsten Tagen wieder Stürmen hoffentlich gelingt es wieder uns. Wie steht es denn mit russischen Frieden hier hört man daß es wieder nicht zustande kommt.
Wünsche Ihnen noch nachträglich ein gesundes glückliches Neues-Jahr ebenso Ihren Lieben. Schreiben Sie bitte auch wiedermal.
1000 herzl. Grüße sendet Ihnen Ihr
Richard Wientzek.

[Seite:] Von dem Vormarsch blieb ich damals verschont. Die feindl. Artillerie beschießt uns auch sehr ebenso die Fliegertätigkeit ist sehr rege.

 

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