Karpathen, den 27/11.16.

Liebes Frl. Else!

Ihre lb. Karte kam in meinen Besitz und danke Ihnen herzlich dafür.
Freute mich über dieselbe sehr da ich doch schon sehr lange keine Nachricht von Ihnen erhalten habe. Heute befinde ich mich in vorderster Linie. Die Russen sind immer noch friedlich, spazieren morgens aus Ihren Graben heraus und holen sich Ihr Frühstück nach hinten in Ihre Res. Stellung. Morgens gehen 6-8 Mann in einen Klumpen zusammen und halten große Beratung ab. Heut kamen 3 Mann bis ans Drahtverhau herüber und brachten Brot und erhielten Rum, denn sie trinken gern ein und erhalten kein. Geschossen wird garnicht die Russen wollen auch nicht mehr kämpfen sagen Sie denn es hat kein Zweck mehr mein Sie und wollen blos die Stellung so halten. Etwas weiter sollen Kosaken sein, daß ist erst ein Packzeug die knipsen[?] dauertet[?] erzielten dabei aber garnichts und wollen immer uns Angreiffen sind dazu gut vorbereitet und warten auf Ihre Besuch. Jetzt haben wir schon paar Tage herrliches Wetter, daß man im Monat Nober hier in den Karpathen garnicht gewöhnt ist, es taut und der Schnee verliert sich langsam. Bin sonst Gott sei Dank immer noch auf den Beinen gesund & munter. Anfang Januar fahre ich nach Deutschland in Urlaub nun ist es der 2te vom Felde aus. Hier wird fest gebaut Blockhäuser und sind schon reine Dörfer aufgebaut. Jetzt wird auch eine Drahtseilbahn gemacht und soll bald in Betrieb sein. Sonst leben wir von einem Tag zu anderen und warten bis die Friedensglocken läuten werden, d. h. wer es noch erleben wird. Wie es aber gemunkelt wird soll zum Frühjahr nochmals große Offensive stattfinden, jetzt ist feste Rüstung. Na so muß man abwarten was das Frühjahr 1917 bringen wird, jedenfall wollen wir die Russen nicht durchlassen und aushalten bis zum letzten Mann. Nun habe ich Ihnen von der Russengeschichte genügend beschrieben und erwarte von Ihnen bald wieder Bescheid. Danke Ihnen für die vielen Grüße Ihrer Lieben. Viele Grüße an selbige.
1000 herzl. Grüße sendet Ihnen Ihr
Richard Wientzek.