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Brief (Transkript)

Richard Wientzek an eine Bekannte am 26.08.1916 (3.2002.9073)

 

Osten, den 26/8.16.



Liebes Frl. Else!

Erst heut erlaubts mir die Zeit Ihnen von hier ein Brief zu schreiben. Befinden uns nachdem wir 5 Tage von Frankreich gefahren sind in Osten in russisch Galizien nicht weit von der Bukowina. Sind hier am Berge in Baraken einquartiert und liegen als Reserve. Wir wohnen sowie in der Sommerfrische, im Gebirge und liegen auf frischen Reisig, nicht auf Stroh oder Betten.
Hier ist das Leben ganz anders wie in Frankreich. Es gibt hier hohe Berge welche wir zu besteigen haben und in Stellung ¾ Stunde zu steigen. Die Munition und Lebensmitteln werden von kleinen russischen Pferden herauf getragen in Begleitung der Österreicher oder Galizier. In dem Dorfe befinden sich viel Zivilleut aber meistens Juden und so ist die unsauberkeit zu Hause. Wenn man in eine Stube kommt so weiß man garnicht ob man im Stalle oder in der Stube ist. (In dem Dorfe) An Paß ist ½ Stunde, dort wollen die Russen immer durchbrechen und so kann es eines Tages zum offenen Gefecht kommen. Zu kaufen bekommt man von Lebensmitteln gar nichts auch wenig zum rauchen und so müssen die von Hause mehr schicken. Sind also mehr in den Karpathen.
Bin sonst gesund und hoffe von Ihnen dasselbe. Das Wetter ist hier auch schön warm, haben auch paar Tage schlechtes Wetter gehabt. Die Feldpost ist vorderhand noch nicht eingerichtet und so ist man schon 14 Tage ohne Post. Was hört man bei Ihnen sonst neues? Hier kann die Artillerie auf den bergen nicht so fort und so ist das Artilleriefeuer nicht so wie in Westen an der Somme, hier hört man am Tage nur einzelne Schüsse. Hoffentlich werden wir mit den Russen eher fertig als mit den Engländern und die Frieden machen. Es wird mich sehr freuen von Ihnen wieder paar Zeilen zu erhalten.
Viele Grüße an Ihre Lieben und Frl. Jossel[?].
1000 Grüße sendet Ihnen
Ihr
Richard Wientzek.

 

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