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Brief (Transkript)

Richard Wientzek an eine Bekannte am 14.04.1916 (3.2002.9073)

 

Eygen-Bilsen, den 14/4.16



Liebes Frl. Else!

Ihren lb. Brief dankend erhalten, komme erst heut dazu Ihnen wiedermal paar Zeilen zu schreiben. Will Ihnen mitteilen, daß wir uns seit Sonntag hier in Eygen-Bilsen Belgien befinden. Die Stadt und der Bahnhof heißt Bilsen. Wo wir sind ist es ein zerstreutes Dörfchen. Hierher kamen wir 3 Mann und ein Offizier 2 Tage eher, da wir Quartiere machen mußten. Die Kompanie wurde in die Schule und auf den Bahnhof einquartiert, wir natürlich haben uns in eine Wirtschaft ein nettes Quartier besorgt. Leben sowie in Sommerfrische am Lande. Können uns sehr gut erholen, da man billig Eier und Butter auch Milch zu kaufen bekommt. Die Leute sind sehr freundlich und rücken auch öfters etwas heraus. Sprechen sehr gut deutsch, da es doch (an) 2 Stunden von der Holländischen Grenze entfernt ist. Auf den Exerzierplatz haben wir 1 Stunden zu marschieren, welcher sich im Walde befindet. Es wächst auf denselben viel Heidekraut und sehr sandig. Heut hatten wir eine Gefechtsübung mit 2 Kompanien und am 17ten eine Gefechtsbesichtigung im Regt. Dann sollen wir noch paar Tage in Ruhe kommen und als Sturm Regt. irgendwo eingeschoben werden.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir vor Verdun kommen wo es immer blutig zu geht. Man merkt hier nichts vom Kriege da doch die Front sehr weit entfernt ist. Dienst gibt es auch genügend von frühen Morgen bis spät Abend. Die Tage wo wir hier sind haben wir richtiges Aprilwetter
5 Minuten daß allerschönste Wetter und bald festen Regen. Heut von der Übung zurückgekehrt waren wir naß wie die Wasserratten, hoffentlich ändert sich bald das Wetter. Wie ist das Wetter bei Ihnen? Wie geht es Ihnen sonst? Ich bin Gott sei Lob gesund und munter. Werden wohl schon auf eine Nachricht von mir gewartet haben? Was treiben Sie sonst? Machen Sie jetzt Ostern nicht von Hause weck? Ich glaube Sie sollten doch in ein Pensionat machen? Nun muß ich schließen und erwarte von Ihnen wieder ein Briefchen. Anbei paar Veilchen aus meinem schönen Garten.
Recht herzl. Grüße sendet Ihnen Ihr
Richard Wientzek.

Bitte die schlechte Schrift zu entschuldigen, da die Uhr 12 schlägt.
Besondere Grüße an Ihre lb. Eltern, Großmutter & Schwesterchen. Hier läßt auch mein Quartierwirtin alle schön Grüßen.

 

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