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Brief (Transkript)

Ehefrau an Ernst Rasch am 03.10.1918 (3.2002.9052)

 

Coblenz Markenb. Weg 29 I 3.10.18.



Mein Lieb. Heute am Lobungstag liege ich Gott lob nicht ernstlich krank im Heim und mein innigster Wunsch geht dahin daß ich nächstes Jahr den Tag vergnügt mit Dir gemeinsam begehen kann, um mit Tompet[?] zu sprechen am liebsten nach Beendigung dieses elenden „Weltkriegs“ doch darüber läßt sich viel und wenig sagen, wenn wir nur beisammen sind auf dieser Welt 1919. Heute früh ein Brief von Dir vom 29ten. Ich nehme allmählich an der vom 26ten ist abhanden gekommen oder ich und Du haben uns in den Daten vertan. Meine Hoffnung daß Du es doch irgendwie möglich machst, mir heute noch einen Gruß zu schicken, ist sehr gering, Dir haben hoffentlich die Bilder Spaß gemacht und denkst Du an mich und die Kinder, mich besonders, jetzt vor 1 Jahr saß ich auf der Bahn und rutschte Dir immer näher. Empfang wenn ich nicht irre durch Dich und Morjahn so da mit Rosenstrauß. 3 herrliche Wochen meine ich vor uns, ich lasse mir nachher mal den Kalender von 17 bringen. Gretchen ist wieder da. Mir geht es immer noch dasselbe. Max von Baden wär hätte das gedacht, ich dachte er sei gar wenig tüchtig Du schreibst bei Euch seien keine Kämpfe aber bei den Nachbarn, wird sich inzwischen wohl geändert haben oder kämpfen Eure Divisionen nicht in dichtem Umkreis von Quentin, waren bei dessen Räumung zurückgezogen? Arbeitest Du jetzt auch auf den Schloß? Pennst[?] nachts? Also Urlaub gibt es bei Euch jetzt bloß! So jetzt ist der Mittagsschlaf beendet, ich bin ziemlich kribbelich und wieder nervös und abergläubig, bin froh wenn ich (morgen noch nicht) dann aus dem Bett kann. Habe große Sehnsucht nach Dir, zehre noch an den Freiburger Zeiten und dem Urlaub jetzt, da war es doch schön in der Klinik geht so um die Zeit konnte ich nicht denken gleich kommt Pappa, auch des abend wieder. Viele nette Spazierfahrten mit und ohne Willi
Was ist Eggert? Alter? verheiratet? Mit dem Warten bis Anfang November scheint es mir auch am besten mit Deinem Urlaub, es sind ja doch immer nur Pläne. Oft wünschte ich ja sehr Du wärst bei der Sache hier, ich fühle mich trotz allem doch nicht so widerstandsfähig, hilfebedürftig alles selbst diese Erkältung bringt mich gleich so runter. Ich meine auch bei diesem Kind eigentlich zum ersten Mal den Umstand an und für sich, die Dicke etc als lästig zu empfinden, obgleich ich eigentlich gar nicht schwerfällig bin im Steigen etc wie so sehr viele Frauen, doch leicht schweratmig d. h. hinter Puste, weshalb ich für mein Herz fürchte, es sind aber nur Ideen, mach Dir erst mal keine Sorgen darüber, ich tue es auch weiter nicht – gell.
Bin wahnsinnig nervös heute wieder, hoffe bald wieder aus dem Bett zu können dann macht es sich vielleicht auch wieder. Habe schon einige beschrieben und zerkogelte[?] Bogen zerrissen.
Es ist schon gleich ½ 8, ich hatte so fest vorgehabt Dir heute mal ausführlich zu schreiben. Habe heute Mittag an der Hand meiner Bücher verschiedenes festgestellt, ersteres daß wir Gretchen seit Juli 1915 nicht mehr als 5 M. gesteigert haben Berta um 10 M. September 1916 gab ich mit Miete 699,87 M aus, October 1916 ohne Miete 546,29. dem Buch entnahm ich daß ich heute vor 2 Jahren bei Dir in Zabern war. Mein Kalender berichtet darüber, ich schreibe morgen mehr bin jetzt zu kribbelich, will es nicht sein, wälze auf Frau Schröder daher dann hier heute Schluß.
Bleib gesund mein Schatz einen Kuß schöner als heute vor 6 Jahren. Gott erhalte uns beide mit den Kindern am schönen Leben, wenn es auch nicht ganz so schön ist als wir vor 6 Jahren denken konnten, aber lediglich den Krieg nicht ahnend, sonst will ich nicht glücklicher werden – Du?
Hast mich lieb?
Deine Mamma.

 

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